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Ladekapazitätsplanung
Die Planung von Ladekapazitäten ist ein elementarer Bestandteil in den Produktionsprozessen von Unternehmen, die Verpackungen aus Wellpappe produzieren. Hierbei wird systematisch ermittelt, wie eine effiziente Auslastung der Produktionskapazitäten gewährleistet werden kann. Die Herausforderungen der Ladekapazitätsplanung in der wellpappenverarbeitenden Industrie werden deutlich, wenn man die Komplexität des Prozederes betrachtet. Neben der Produktionsfeinplanung spielen auch Materialfluss, innerbetriebliche Transporte, Laderaum- und Versandfenster sowie Qualitätsprüfungen eine wesentliche Rolle, da sie unmittelbar auf die Auslastung der Anlagen und die Terminperformance einwirken.
Im Kern zielt die Ladekapazitätsplanung darauf ab, Aufträge, Ressourcen und Zeitfenster so zu koordinieren, dass Maschinen, Werkzeuge, Personal und Materialflüsse stabil ausgelastet sind. In der Praxis umfasst dies den Abgleich von Auftragsvolumen, Losgrößen, Rüstfolgen, Abmessungen der Kartonagen, Palettierungsschemata und Lieferterminen. Typische Einflussgrößen sind Rüstzeiten an Stanz- und Faltklebemaschinen, Materialverfügbarkeit (Papierbahnen, Zuschnitte), Engpässe an kritischen Anlagen, Nachfrageschwankungen sowie die Integration mit der Versand- und Laderaumplanung. Ebenso relevant sind Trocknungszeiten von Farben und Leimen, Prüfvorgaben der Qualitätssicherung und die Verfügbarkeit von Ladehilfsmitteln, da diese Parameter die Reihenfolgeplanung und die Durchlaufzeit maßgeblich beeinflussen.
Definition: Was versteht man unter Ladekapazitätsplanung?
Unter Ladekapazitätsplanung versteht man in erster Linie das gezielte Management der verfügbaren Produktionskapazität eines Unternehmens. Darunter fallen das Berechnen und die Vorhersage der Produktionskapazität sowie deren geschickte Verteilung auf die anstehenden Aufträge. Eine gut durchdachte Ladekapazitätsplanung trägt dazu bei, Engpässe zu vermeiden, die Produktion zu optimieren und somit die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Sie verbindet taktische Entscheidungen (z. B. Schichtmodelle, Kapazitätsrahmen) mit operativen Maßnahmen (z. B. Reihenfolgeplanung, Freigabe von Aufträgen) und stellt den Abgleich zwischen Nachfrage, Ressourcen und logistischen Restriktionen sicher.
- Gegenstand der Planung: Maschinen und Linien (z. B. Wellanlage, Stanzerei, Faltklebemaschinen), Personal, Werkzeuge, Rüstplätze, Transporte im Werk. Ergänzend: QS-Prüfstände, Palettierer, Wickler, Etikettierung, Energie- und Druckluftverfügbarkeit sowie Ladezonen.
- Planungshorizonte: langfristig (Kapazitätsrahmen), mittelfristig (Wellen- bzw. Kampagnenplanung), kurzfristig (Feinplanung und Reihenfolgeplanung). Operativ werden Schichten, Wartungsfenster, Sperrzeiten und Zeitfenster im Versand berücksichtigt.
- Planungsobjekte: Aufträge, Losgrößen, Rüstfamilien (Format, Wellenprofil, Druckbild), Liefertermine, Qualitätsvorgaben. Ebenso: Kundenprioritäten, Mindesthaltbarkeiten von Klebstoffen, Transportrestriktionen und Ladeeinheitenkonzepte.
- Ziele: stabile Auslastung, geringe Durchlaufzeit, hohe Termintreue, reduzierte Rüst- und Stillstandszeiten, minimierte Bestände und Ausschussquoten. Zusätzlich: Ausgleich von Leistungsspitzen, verbesserte Planerfüllung, energie- und ressourcenschonende Belegung.
Entwicklung einer effektiven Ladekapazitätsplanung
Die Entwicklung einer effektiven und nachhaltigen Ladekapazitätsplanung erfordert eine sorgfältige Planung und Durchführung. Hierbei spielt die genaue Kenntnis aller Produktionsprozesse und der verfügbaren Kapazitäten eine zentrale Rolle. Wichtig ist auch die Berücksichtigung von Faktoren wie Saisonabhängigkeit, Nachfrageschwankungen oder potenzielle Produktionsausfälle. In der Wellpappverarbeitung kommen zudem Formatwechsel, Wellenprofile, Druckbilder und Palettierregeln als übergeordnete Steuergrößen hinzu, damit Rüstaufwand und Materialverbrauch in Balance bleiben.
- Schritt 1 – Datengrundlage sichern: belastbare Stammdaten zu Rüstzeiten, Taktzeiten, Ausschussraten, Abmessungen, Materialparametern und Palettiermustern. Ergänzend: Verfügbarkeiten von Ladehilfsmitteln, Prüfzyklen, Laderaumrestriktionen und Schichtmodellen.
- Schritt 2 – Engpässe identifizieren: Ermittlung der Transport- und Maschinenengpässe, z. B. Wellanlage oder Stanzlinien, sowie deren Kapazitätskorridore. Engpassverlagerungen bei Nacharbeit oder Verpackung sind zu berücksichtigen.
- Schritt 3 – Losgrößen und Rüstfamilien definieren: Clustering nach Wellenprofilen, Formaten, Druckbildern; Rüstmatrizen zur Minimierung von Umrüstaufwand. Berücksichtigung von Mindest- und Maximalmengen je Auftrag und Ladeeinheit.
- Schritt 4 – Reihenfolge planen: termin- und ressourcenorientierte Sequenzierung (z. B. blockweise nach Format, anschließend nach Material), Berücksichtigung von Rüstketten. Priorisierung nach Engpassauslastung, Liefertermin und Materialverfügbarkeit.
- Schritt 5 – Rückkopplung mit Logistik: Abstimmung mit Palettierung, Ladeeinheiten, LKW-Zeitfenstern und Versandkapazitäten. Synchronisation mit innerbetrieblichen Transportmitteln und Stellflächen in der Versandzone.
- Schritt 6 – Monitoring und Anpassung: kurzfristige Feinsteuerung bei Störungen, kontinuierliche Verbesserung durch Kennzahlen. Rollierende Planung mit regelmäßigen Re-Forecasts sowie tägliche Abweichungsanalysen.
- Schritt 7 – Standardisierte Kommunikation: klare Eskalationspfade, Visualisierung am Shopfloor, definierte Übergaben zwischen Planung, Produktion, Qualität und Versand.
- Schritt 8 – Lessons Learned: strukturierte Auswertung von Plan-/Ist-Abweichungen, Pflege der Rüstmatrizen und Anpassung der Losgrößenstrategien.
Planungsprinzipien und Verfahren
- Finite vs. infinite Kapazitätsplanung: realistische Belegung mit Kapazitätsgrenzen versus theoretische Planung ohne Berücksichtigung von Limits. Finite Planung verhindert Überlast und verbessert Termintreue.
- Engpassorientierung (Theory of Constraints): Taktung und Freigabe am Engpass ausrichten, Puffermanagement, priorisierte Reihenfolge. Freigabe nur so viel WIP, wie der Engpass verarbeiten kann.
- Heuristiken und Regeln: z. B. kürzeste Rüstzeit zuerst, frühester Liefertermin zuerst, Familienbildung, Kampagnenbildung. Ergänzend: ConWIP, POLCA oder Kanban zur Steuerung des Auftragsflusses.
- Simulation und Szenarien: Was-wäre-wenn-Analysen für Nachfragesprünge, Ausfälle, alternative Losgrößen und Sequenzen. Monte-Carlo-Analysen zur Risikoabschätzung und Robustheitsbewertung.
- Kapazitätsglättung: Schichtmodelle, Zusatzschichten, temporäre Linienumbauten, Überlaufstrategien und Wartungsverschiebungen zur Reduktion von Lastspitzen.
Einsatz moderner Technologien und Systeme
Der Einsatz moderner Technologien und Systeme trägt maßgeblich zur Optimierung der Ladekapazitätsplanung bei. Software kann dabei helfen, Engpässe frühzeitig zu erkennen und Kapazitäten optimal einzusetzen. Zudem kann sie dabei unterstützen, die Auslastung besser zu planen und bei Bedarf schnell Anpassungen vorzunehmen. Sensorik, RFID, Barcode-Scanning und IoT-Daten liefern Echtzeitinformationen zu Auftragsfortschritt, Materialständen und Maschinenzuständen.
In der Praxis kommen Advanced-Planning-and-Scheduling-Systeme (APS), Manufacturing-Execution-Systeme (MES) und integrierte ERP-Module zum Einsatz. Wichtige Funktionen sind automatische Reihenfolgeplanung, Rüstzeitoptimierung über Rüstmatrizen, verfügarkeitsgeprüfte Terminierung, Ereignis- und Störungsmanagement, sowie Dashboards mit Live-Kennzahlen. Ein hohes Augenmerk gilt der Datenqualität: Nur gepflegte Stammdaten zu Taktzeiten, Abmessungen, Materialnummern, Palettierregeln und Prüfvorgaben ermöglichen robuste Planungsergebnisse. Ergänzend liefern digitale Zwillinge und Simulationen verlässliche Prognosen zur Auslastung und Durchlaufzeit. Schnittstellen zu Qualität, Instandhaltung und Versand (z. B. Rückmeldungen, Sperrungen, Freigaben) verbessern die Planerfüllung und reduzieren unnötige Umlagerungen.
Relevante Kennzahlen und Daten
- Auslastung und OEE: Verhältnis produktiver Zeiten zu Gesamtzeit; Identifikation von Verlusten durch Rüsten, Stillstände und Geschwindigkeitseinbußen.
- Durchlaufzeit und Termintreue: Zeit vom Auftragseingang bis zum Versand; Einhaltung zugesagter Liefertermine.
- Rüstzeiten und Rüsthäufigkeit: Wirkung von Losgrößen und Familienbildung auf Rüstaufwand.
- Ausschuss- und Nacharbeitsquoten: Qualitätsrelevante Kenngrößen, die Kapazitäten binden.
- Material- und Auftragsstruktur: Formatklassen, Wellenprofile, Druckvarianten, Losgrößenverteilung.
- Ladeeinheiten und Palettierung: Lagenbilder, Stapelhöhen, Ladungssicherung, Auswirkungen auf innerbetriebliche Transporte.
- WIP-Bestände und Planerfüllungsgrad: in Arbeit befindliche Aufträge sowie Erfüllung der Produktionspläne je Schicht und Tag.
- Lieferbereitschaft und OTIF: Lieferbereitschaftsgrad und On-Time-In-Full als Indikatoren für Servicegrad und Planungsgüte.
- Energie- und Ressourceneinsatz: Energieverbrauch pro Quadratmeter Wellpappe, Materialausnutzung und Ausschusskosten als ergänzende Steuergrößen.
Planung im Kontext von Palettierung und Laderaum
Obwohl der Schwerpunkt auf der Produktionskapazität liegt, beeinflussen Ladeeinheiten, Palettierung und die Verfügbarkeit von Versandfenstern die kurzfristige Reihenfolgeplanung. Optimierte Lagenbilder, die geeignete Stapelhöhe und ein konsistentes Ladehilfsmittelspektrum reduzieren interne Transporte, Wartezeiten an Übergabepunkten und Umlagerungen. Normierte Ladehilfsmittel erleichtern zudem die Synchronisation zwischen Produktion und Versand. Nützlich ist vertieftes Wissen zu Hintergrund zu Maßen und Normen der Europalette, da Palettendichte, Tragfähigkeit und Stellplatzbedarf maßgeblich die Transport- und Lagerkapazität beeinflussen.
Für die Feinplanung empfiehlt sich, Palettierregeln (z. B. Lagenwechsel, Zwischenlagen, Kantenschutz), Ladeeinheitengewichte, maximale Stapelstabilität sowie die zu erwartende Laderaumauslastung mit einfließen zu lassen. So wird verhindert, dass fertiggestellte Aufträge die Versandzone überlasten oder Transportmittel suboptimal genutzt werden. Praxisnah ist die gemeinsame Betrachtung von Lagenbild, Etikettieranordnung, Stretchwickelparametern und Abfahrtszeiten, um Wartezeiten zu vermeiden und die Taktung am Engpass stabil zu halten.
Risiken, Grenzen und typische Fehler
- Unvollständige Stammdaten: fehlerhafte Rüstzeiten, unklare Abmessungen oder fehlende Palettierregeln führen zu instabilen Plänen.
- Überoptimistische Prognosen: unterschätzte Nachfrageschwankungen oder Ausfallzeiten verursachen Terminbrüche.
- Fehlende Engpassfokussierung: globale Optimierung ohne Berücksichtigung des Hauptengpasses verschlechtert die Gesamtausbringung.
- Starre Reihenfolgen: zu wenig Reaktionsfähigkeit bei Störungen oder Eilaufträgen.
- Isolierte Planung: mangelnde Abstimmung zwischen Produktion, Qualitätsprüfung, Intralogistik und Versand führt zu Wartezeiten.
- Abhängigkeit von Einzelwissen: fehlende Dokumentation, Schatten-IT und unklare Vertretungsregeln erschweren die Planstabilität.
- Unterschätzte Logistikrestriktionen: begrenzte Stellflächen, Engpässe in der Ladezone oder fehlende Ladehilfsmittel beeinträchtigen den Materialfluss.
Vor- und Nachteile von Ladekapazitätsplanung
Ein gut durchdachtes Kapazitätsmanagement bringt viele Vorteile mit sich. Es trägt dazu bei, den Produktionsprozess zu optimieren und somit die Effizienz und Produktivität zu steigern. Insgesamt kann damit eine bessere Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Darüber hinaus hilft eine gute Ladekapazitätsplanung dabei, Verzögerungen in der Produktion zu minimieren und den Kundenservice zu verbessern. Doch wie jedes System hat auch die Ladekapazitätsplanung ihre Herausforderungen. Dazu gehören einerseits der Aufwand für die Planung und andererseits das Risiko von Fehlannahmen und Prognosefehlern. Insbesondere in turbulenten Zeiten, wie beispielsweise während der Corona-Pandemie, kann die Vorhersage der zukünftigen Auftragslage schwierig sein.
Weitere Aspekte: Eine klare Engpasssteuerung reduziert WIP-Bestände und stabilisiert Durchlaufzeiten; eine intelligente Losgrößenbildung senkt Rüstaufwände. Demgegenüber können zu komplexe Regelwerke und unzureichend gepflegte Stammdaten die Planungsqualität mindern. Die Abhängigkeit von IT-Systemen erfordert zudem ein belastbares Ausfall- und Änderungsmanagement. Nachhaltigkeitsaspekte wie Materialausnutzung, Reduzierung von Ausschuss und energieeffiziente Belegung gewinnen an Bedeutung und sollten in Entscheidungsregeln berücksichtigt werden.
Best Practices und Vorgehen in der Praxis
- Transparenz schaffen: Wertstrom aufnehmen, Engpass verifizieren, Datenqualität auditieren.
- Rüstfamilien definieren: Sequenzen nach Format, Wellenprofil und Druckbild strukturieren.
- Finite Feinplanung einführen: realistische Belegung, Sperrzeiten, Wartungsfenster abbilden.
- Regelmäßige Szenarioanalysen: Alternativen zu Losgrößen, Zusatzschichten, Umrüststrategien prüfen.
- Shopfloor-Feedback nutzen: täglicher Abgleich von Plan- und Ist-Daten, schnelle Korrekturen.
- Integration mit Logistik: Ladeeinheiten, Zeitfenster, innerbetriebliche Transporte synchronisieren.
- Qualifikations- und Vertretungsregeln: Schulungen, Standardarbeitsabläufe und Vertretungsketten für Planungs- und Rüstprozesse festlegen.
- Rollierende Planung: kurzzyklische Re-Planung mit klar definierten Freeze-Zonen und stabilen Freigaberhorizonten.
Zusätzliche Abgrenzung und Praxisbeispiel
Ladekapazitätsplanung grenzt sich von der groben Produktionsprogrammplanung dadurch ab, dass sie die konkrete Belegung von Linien, Engpässen und Ladezonen im kurz- bis mittelfristigen Horizont steuert. Ein Praxisbeispiel: Für eine Woche mit hoher Nachfrage nach großformatigen Faltkartons werden Aufträge in Kampagnen zusammengefasst, die Rüstmatrizen bevorzugen einheitliche Wellenprofile, und die Palettierung wird auf ein identisches Lagenbild standardisiert. Parallel reserviert die Versandplanung zusätzliche Zeitfenster und Stellflächen, um Wartezeiten an den Übergabepunkten zu vermeiden. Die Folge ist eine gleichmäßigere Auslastung, geringere Rüstfrequenz und eine verbesserte Termintreue.
Zusammenfassung:
- Die Ladekapazitätsplanung ist ein Prozess, der die effiziente Nutzung der verfügbaren Produktionskapazität in der Wellpappverarbeitung sicherstellt und Engpässe systematisch adressiert.
- Unternehmen, die Verpackungen aus Wellpappe herstellen, können durch eine optimierte Ladekapazitätsplanung Kosten sparen, da sie die Anzahl der benötigten Transporte reduzieren können.
- Ein optimaler Einsatz von Verpackungsmaterial und die richtige Anordnung der Waren auf der Ladefläche verbessert die Ladekapazitätsplanung und unterstützt die Effizienz in der Logistikkette.
- Wesentliche Stellhebel sind verlässliche Stammdaten, geeignete Losgrößen, rüstarme Reihenfolgen, abgestimmte Palettierung und ein engpassorientiertes Steuerungskonzept.
- Moderne Planungswerkzeuge, transparente Kennzahlen und kontinuierliche Rückkopplung zwischen Produktion und Versand erhöhen Termintreue und Stabilität.
- Ergänzend tragen Kapazitätsglättung, standardisierte Kommunikation und eine rollierende Feinplanung zu robusten Ergebnissen bei, besonders bei schwankender Nachfrage und variabler Auftragsstruktur.
Veröffentlicht am 21.05.2025
Letzte Überarbeitung am 15.10.2025 um 12:13 Uhr von Julia Kopp