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Flächengewichte
Flächengewichte spielen in der Wellpappen-Industrie eine zentrale Rolle. Sie beeinflussen maßgeblich Qualität, Steifigkeit und Tragfähigkeit des Materials und dienen als Grundlage für die Auslegung von Versand- und Transportlösungen. Präzise definiert werden sie als Masse je Fläche in Gramm pro Quadratmeter (g/m²). In der Praxis helfen Flächengewichte dabei, geeignete Materialstärken und Fasermischungen zu bestimmen, um die geforderten Leistungskennwerte sicher und wirtschaftlich zu erreichen. Darüber hinaus unterstützen sie die Vergleichbarkeit von Materialien, die Auslegung von Verpackungslösungen für definierte Belastungsprofile und die Beurteilung der Materialeffizienz unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Ressourcenaspekten.
Definition: Was versteht man unter Flächengewichten?
Unter Flächengewichten in der Wellpappen-Industrie versteht man das Gewicht des Papiers pro Quadratmeter. Dieses Gewicht wird normgerecht in Gramm pro Quadratmeter (g/m²) gemessen und hilft dabei, die Materialstärke, Leistungsfähigkeit und Qualität der Wellpappe sicher zu bestimmen. Es ist ein entscheidender Faktor beim Konstruieren und Herstellen robuster Wellpappeverpackungen, da es unmittelbar mit mechanischen Kennwerten und der Prozessstabilität korreliert.
Begriffsklärung: Im Kontext von Wellpappe wird häufig zwischen der Grammatur der Einzellagen (Decken- und Wellenpapiere) und dem resultierenden Flächengewicht des gesamten Verbunds unterschieden. Synonyme wie Grammatur, Flächenmasse oder Papiergewicht sind gebräuchlich. Üblicherweise werden die Grammaturen der Liner (z. B. Kraftliner, Testliner) und des Wellenpapiers addiert; Klebstoffaufträge können das Gesamtflächengewicht geringfügig erhöhen. Für Vergleiche und Spezifikationen ist stets die einheitliche Angabe in g/m² relevant; Umrechnungen in lb/1000 ft² werden in internationalen Kontexten gelegentlich genutzt, sollten jedoch eindeutig ausgewiesen werden.
Bezug zur Konstruktion: Die Wahl der Flächengewichte der einzelnen Lagen beeinflusst neben der Stabilität auch Verarbeitbarkeit, Rill- und Falzeigenschaften sowie die Eignung für Bedruckung und Weiterverarbeitung. Ebenso wirken sich Flächengewichte auf das Stanzverhalten, die Planlage und die Dimensionsstabilität aus, was im Verpackungsdesign insbesondere bei passgenauen Zuschnitten, Klebelaschen und Faltschachtelkonstruktionen berücksichtigt werden muss.
Messung und Berechnung des Flächengewichts
Die Bestimmung des Flächengewichts erfolgt durch eine genaue Messung und Berechnung. Dabei wird das Gewicht der Papierbahn pro Quadratmeter ermittelt und in Gramm angegeben. Mit dieser Methode lässt sich die Stabilität und Robustheit des Wellpappenmaterials einschätzen und mit Zielkennwerten abgleichen. Grundlage ist die definierte Probenahme, eine exakte Flächenbestimmung der Probe sowie die präzise Wägung mit kalibrierten Waagen.
Vorgehensweise in der Praxis:
- Probenahme unter Normklima (typisch 23 °C/50 % r. F.), da der Feuchtegehalt die Masse beeinflusst.
- Zuschneiden einer definierten Probenfläche und Wägung auf eine ausreichend genaue Waage.
- Berechnung: Masse der Probe auf die Fläche von 1 m² hochrechnen; Ergebnis in g/m².
- Kalibrierintervalle für Schneid- und Wägetechnik einhalten; Messunsicherheiten dokumentieren.
- Mehrfachmessungen (z. B. an mehreren Probenpositionen) durchführen und Mittelwert sowie Streuung ausweisen.
Normative Hinweise: Die Bestimmung der Grammatur von Papier und Karton erfolgt nach etablierten Normen (z. B. ISO-Standards). Für Wellpappenverbunde wird oft die Summe der Einzelgrammaturen herangezogen; ergänzend werden Prüfgrößen wie Kantenstauchwiderstand (ECT) oder Box Compression Test (BCT) zur Leistungsbewertung herangezogen. In der Praxis sind u. a. ISO 536 (Grammatur von Papier/Karton), ISO 187 (Konditionierung: 23 °C/50 % r. F.), ISO 3037 (ECT) sowie ISO 12048 (BCT) relevant.
Berechnungsaspekte und Toleranzen
- Das gemessene Flächengewicht unterliegt produktionsbedingten Toleranzen; zulässige Bandbreiten sind in Spezifikationen festgelegt.
- Bei Wellpappe kann der Klebstoffanteil das Gesamtflächengewicht leicht erhöhen; je nach Wellenprofil und Auftrag variiert dieser Zusatz.
- Feuchteänderungen beeinflussen Masse und Steifigkeit; daher sind Vergleichsmessungen stets unter gleichen Klimabedingungen zu interpretieren.
- Typische Toleranzfenster bewegen sich – abhängig von Papierqualität und Herstellervereinbarung – etwa im Bereich weniger Prozentpunkte; die exakte Angabe erfolgt in der Materialspezifikation.
- Für reproduzierbare Ergebnisse sind Probengröße (z. B. 100 cm² oder 1 dm²), exakte Flächenbestimmung und korrekte Rundungsregeln zu beachten.
Beispielrechnung
Wiegt eine quadratische Papierprobe mit 10 cm × 10 cm (Fläche 0,01 m²) beispielsweise 1,25 g, so beträgt die Grammatur 1,25 g / 0,01 m² = 125 g/m². Für Wellpappe ergibt sich das Gesamtflächengewicht näherungsweise als Summe der Grammaturen der beiden Liner und des Wellenmediums zuzüglich eines kleinen Anteils für Klebstoff.
Häufige Fehlerquellen bei der Bestimmung
- Nicht konditionierte Proben (abweichender Feuchtegehalt) verfälschen Ergebnisse.
- Ungenaue Probenzuschnitte führen zu Flächenfehlern und damit zu falschen Hochrechnungen.
- Zu geringe Probenanzahl berücksichtigt Materialinhomogenitäten nicht ausreichend.
- Nicht kalibrierte Waagen oder stumpfe Probenschneider erhöhen die Messunsicherheit.
Auswirkungen von Flächengewicht auf Wellpappe
Das Flächengewicht der Wellpappe hat direkte Auswirkungen auf ihre Eigenschaften. Ein höheres Flächengewicht bedeutet in der Regel eine höhere Stabilität und Festigkeit der Pappe. Dies kann sich positiv auf die Haltbarkeit und die Tragfähigkeit der Verpackung auswirken. Allerdings kann ein zu hohes Flächengewicht auch die Kosten und das Gewicht der Verpackung erhöhen. Zudem verläuft der Zusammenhang nicht immer linear: Ab bestimmten Niveaus tragen Fasermix, Wellenprofil und Klebstoffsystem die Leistungssteigerung stärker als eine reine Grammaturanhebung.
- Mechanische Kennwerte: Steigende Grammaturen erhöhen in der Regel Kantenstauchwiderstand (ECT), Biege- und Knautschsteifigkeit sowie Durchstoßfestigkeit.
- Handhabung und Verarbeitung: Höhere Flächengewichte begünstigen Rillbarkeit und Dimensionsstabilität, können aber höhere Rillkräfte erfordern.
- Logistik und Versand: Ein höheres Eigengewicht wirkt sich auf Frachtkosten aus; die Wirtschaftlichkeit ergibt sich aus dem Gleichgewicht von Schutzbedarf und Materialeinsatz.
- Druck- und Weiterverarbeitung: Liner mit höherer Grammatur bieten oft bessere Flächen für Druckbilder, erfordern jedoch angepasste Einstellungen in der Produktion.
- Ökobilanz und Materialeffizienz: Optimierte Flächengewichte vermeiden Overengineering, reduzieren Materialverbrauch und unterstützen ressourcenschonende Verpackungskonzepte.
Vor- und Nachteile von Flächengewichten
Flächengewichte bieten einige Vorteile, wie die präzise Bestimmung der Materialstärke und Qualität der Wellpappe. Sie ermöglichen die Herstellung von robusten Verpackungen, die den Transport und die Lagerung sicherstellen. Allerdings können hohe Flächengewichte die Kosten für Material und Transport erhöhen. Daher ist es wichtig, ein ausgewogenes Flächengewicht für die Wellpappe zu finden. In der Praxis wird dies durch abgestimmte Spezifikationen und Leistungsnachweise (z. B. ECT/BCT) sichergestellt.
- Vorteile: Reproduzierbare Qualität, klare Spezifikationsbasis, zuverlässige Dimensionierung für Zielwerte wie ECT/BCT, geringere Beschädigungsquote im Versand.
- Nachteile: Potenzielles Overengineering mit unnötigem Materialeinsatz, höheres Eigengewicht, mögliche Einschränkungen bei filigranen Zuschnitten oder feinen Rillungen.
- Abwägung: Das optimale Niveau ergibt sich aus Produktgewicht, Empfindlichkeit, Transportweg und gewünschter Stapel- bzw. Palettenstabilität.
- Praxis: Häufig werden materialbasierte Spezifikationen (Grammaturen) mit leistungsbasierten Anforderungen (ECT/BCT-Zielwerte) kombiniert, um sowohl Fertigungsrobustheit als auch Funktionssicherheit zu gewährleisten.
Typische Flächengewichte und Einsatzbereiche
Liner (Deckenpapiere): häufig im Bereich von ca. 100–200 g/m² für Standardanwendungen; höhere Grammaturen für erhöhte Stapel- und Durchstoßanforderungen. Für Feuchtigkeitsbeanspruchung werden je nach Anwendung spezifische Linerqualitäten gewählt.
Wellenpapiere (Medium): je nach Wellenprofil (z. B. E, B, C) etwa im Bereich von ca. 100–160 g/m²; feinere Wellen benötigen oft leichtere, steifigkeitsoptimierte Qualitäten.
- Einwellige Qualitäten: für leichte bis mittlere Lasten und kurze Transportwege.
- Doppel- und Dreifachwelle: für höhere Schutzanforderungen, große Formate und mehrlagige Stapelung.
- Schwergut-Anwendungen: Kombinationen mit hohen Linergrammaturen und robusten Wellenmedien für hohe BCT-Anforderungen, beispielsweise in der Industrie- und Exportverpackung.
Berechnung des Gesamtflächengewichts (Beispiel)
Beispiel für eine C-Welle: Oberliner 200 g/m² + Wellenpapier 150 g/m² + Unterliner 200 g/m² ergeben nominell 550 g/m². Der reale Wert liegt aufgrund des Klebstoffauftrags geringfügig höher. Für eine Doppelwelle summieren sich die jeweiligen Liner- und Medium-Grammaturen beider Wellenprofile entsprechend.
Anwendungsbeispiele
Leichte Konsumgüter und E-Commerce-Versand nutzen häufig E- oder B-Welle mit moderaten Flächengewichten, während schwere Güter, Glaswaren oder technische Bauteile stabile Doppel- bzw. Dreifachwellen mit höheren Flächengewichten und angepassten Fasermischungen erfordern.
Abgrenzung: Flächengewicht, Dicke und Dichte
Das Flächengewicht beschreibt die Masse pro Fläche, nicht jedoch die Dicke der Wellpappe. Die Dicke hängt von Wellenprofil, Klebstoffauftrag und Kalanderung ab. Zwei Materialien mit gleicher Grammatur können unterschiedliche Dicken und Steifigkeiten aufweisen. Die Dichte ergibt sich aus der Beziehung von Masse, Volumen und Porosität des Verbunds. Daher ist es üblich, Flächengewicht stets gemeinsam mit Wellenprofil und relevanten Leistungskennwerten zu betrachten, um die tatsächliche Performance der Verpackung korrekt zu bewerten.
Einflussgrößen neben dem Flächengewicht
- Fasermix und Papierqualität: Anteil frischer Fasern, Recyclinggrad, Liner- und Medium-Qualitäten beeinflussen Steifigkeit und Feuchteverhalten.
- Wellenprofil: Wellenhöhe und -teilung (z. B. E, B, C) wirken auf Biege- und Kantensteifigkeit.
- Klebstoffsystem und Auftrag: Beeinflusst Verbundfestigkeit, Planlage und lokales Zusatzgewicht.
- Klimaeinfluss: Feuchte und Temperatur verändern Masse, Steifigkeit und Dimensionsstabilität; Prüfungen erfolgen daher unter definiertem Normklima.
- Prozessparameter: Wellpappenanlage (Vorheizung, Anpressdruck, Bahnlauf) und Trocknung beeinflussen Planlage, Verklebung und resultierende Kennwerte.
- Alterung und Handling: Lagerdauer, Klimazyklen und mechanische Beanspruchung im Prozess können Performance und Messwerte verändern.
Praxis und Spezifikation
In Spezifikationen werden Grammaturen der Einzellagen, Wellenprofil, gewünschte Prüfwerte (z. B. ECT) sowie zulässige Toleranzen festgelegt. Für die Konstruktion gilt: so viel Flächengewicht wie nötig, so wenig wie möglich – mit ausreichender Sicherheitsmarge für Transportbelastungen, Lagerzeiten und klimatische Schwankungen. Leistungsbasierte Vorgaben (z. B. definierte BCT-Zielwerte für Stapelung) werden häufig mit materialbasierten Kennzahlen kombiniert, um Prozesssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Schutzfunktion in Einklang zu bringen.
Zusammenfassung:
- Das Flächengewicht ist ein entscheidendes Kriterium für die Qualität und Stabilität von Verpackungen aus Wellpappe. Es sagt aus, wie viel die Pappe auf eine bestimmte Fläche wiegt.
- Bei der Produktion von Verpackungen bietet das Flächengewicht wichtige Hinweise für die Auswahl der optimalen Pappe. Hohe Flächengewichte bedeuten eine größere Festigkeit und können mehr Gewicht tragen.
- Umgekehrt können niedrigere Flächengewichte den Einsatz von leichteren, kostengünstigeren Materialien ermöglichen und sind besonders geeignet für weniger schwere Produkte oder für den effizienten Einsatz im Versand- und Transportbereich.
- Die richtige Festlegung erfolgt in Kombination mit Wellenprofil, Papierqualitäten und Zielkennwerten (z. B. ECT/BCT) sowie unter Beachtung klimatischer Einflüsse.
- Klare Spezifikationen mit definierten Toleranzen sichern reproduzierbare Qualität und eine verlässliche Leistungsfähigkeit in der gesamten Lieferkette.
- Übersicht der aktuell sofort verfügbaren Verpackungen kann für Vergleiche typischer Materialklassen und Einsatzbereiche hilfreich sein.
- Normgerechte Messverfahren (z. B. ISO 536, ISO 187) gewährleisten Vergleichbarkeit; Messklima, Probenzuschnitt und Kalibrierung sind dabei zentrale Faktoren.
- Eine ausgewogene Dimensionierung vermeidet Overengineering, reduziert Materialeinsatz und sorgt zugleich für ausreichende Schutzwirkung entlang der gesamten Transportkette.
Veröffentlicht am 04.08.2024
Letzte Überarbeitung am 29.09.2025 um 09:32 Uhr von Manuel Hofacker