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Wärmeformverpackung
Die Bedeutung von Qualität, Reproduzierbarkeit und Vielseitigkeit in der Verpackungsindustrie ist unabdingbar. Ein wesentliches Merkmal ist die Wärmeformverpackung, die als industrielles Standardverfahren dort eingesetzt wird, wo schützende, passgenaue Formteile, Trays oder Blister benötigt werden und sich mit Außenverpackungen aus Wellpappe effizient kombinieren lassen. Durch die präzise Anpassung an Bauteilgeometrien ermöglicht das Verfahren kurze Taktzeiten, prozesssichere Serienfertigung und eine optimierte Raumausnutzung in Transport- und Lagerprozessen.
Definition: Was versteht man unter Wärmeformverpackung?
Unter Wärmeformverpackung versteht man einen speziellen Verpackungsprozess, bei dem thermoplastische Materialien (z. B. PET, rPET, PS, PP, PLA) kontrolliert erhitzt und mittels Unterdruck, Druckluft und/oder mechanischer Stempel in die gewünschte Geometrie gebracht werden. Ziel ist es, einen ausreichenden Schutz, hohe Formstabilität und eine präzise Anpassung an Konturen, Kanten und Funktionsflächen des verpackten Produkts zu erreichen. Das Verfahren kann als Rollen- oder Plattenprozess ausgelegt werden und deckt Bandbreiten von sehr dünnen Folien bis zu dickeren Platten für robuste Formteile ab.
Synonyme und verwandte Verfahren sind Thermoformen, Tiefziehen und Vakuumformen. Typische Resultate sind Blisterverpackungen, Formschalen, Einsätze, Lademittel und Mehrweg-Handhabungstrays. Je nach Anwendung werden transparente, eingefärbte, antistatische oder leitfähige Varianten eingesetzt, um Sichtbarkeit, Handhabung und Funktion gezielt zu unterstützen.
Der Prozess der Wärmeformverpackung
Der Prozess der Wärmeformverpackung beginnt mit dem Aufheizen einer Folie oder Platte über die Umformtemperatur, häufig mittels Infrarot- oder Kontaktheizungen in zonierter Regelung. In der Umformstation wird das Material über eine Kavität gezogen (Vakuumformen), gegen ein Werkzeug gedrückt (Druckluft) oder mit einem Stempel unterstützt (Plug Assist), um kritische Bereiche gezielt mit Material zu versorgen. Während des Abkühlens erstarrt die Struktur und behält die Form. Anschließend werden die Bauteile beschnitten, entgratet und gestapelt. Die Prozessführung erlaubt kurze Zykluszeiten, eine konstante Bauteilqualität bei kleinen bis großen Stückzahlen und einen planbaren Materialeinsatz, inklusive Wiederführung der Randstreifen.
Prozessschritte im Überblick
- Materialauswahl und Folienbereitstellung (Rolle oder Platte, Mono- oder Verbundmaterial).
- Vorwärmen in Zonen mit definierter Temperaturführung für gleichmäßige Dicke.
- Formgebung durch Vakuum, Druckluft und ggf. Stempelunterstützung.
- Abkühlen, optionales Tempern zur Spannungsreduktion.
- Beschnitt per Stanzen oder Fräsen; Entnahme und Stapelbildung.
- Qualitätssicherung: Maßprüfung, Sichtkontrolle, Funktions- und Stapeltests.
- Handling der Randstreifen und Restgitter, Rückführung oder Recycling des Materials.
- Dokumentation relevanter Prozessdaten (Temperaturprofile, Taktzeiten, Prüfmerkmale) zur Rückverfolgbarkeit.
Materialien und Eigenschaften
- PET/rPET: gute Transparenz, Formstabilität, Kreislauffähigkeit in vielen Anwendungen.
- PP: zäh, temperaturbeständig, geeignet für höhere Einsatztemperaturen.
- PS: leicht zu formen, häufig für technische Trays und Einsätze.
- PLA und andere Biopolymere: biobasierte Optionen für definierte Anwendungen.
- Barrierefolien (z. B. mit EVOH-Schicht) für empfindliche Füllgüter.
- PETG/ABS: schlagzäh, gut zu verarbeiten, für funktionale und technische Formteile geeignet.
- Leitfähige und antistatische Compounds (z. B. modifizierte PS/PP) für ESD-kritische Komponenten.
- Farb- und Additivmasterbatches (UV-Schutz, Gleitmittel) zur Anpassung an Umgebungsbedingungen.
Konstruktion, Toleranzen und Maße
Beim Entwurf sind Entformungsschrägen, minimale Radien, Wanddickenverlauf, Ziehtiefen und Nestbarkeit zu berücksichtigen. Radien reduzieren Materialausdünnung, Entformungswinkel erleichtern das Auswerfen, und definierte Stapelkanten ermöglichen transportsichere Lagenbildung. Für eine sichere Passung sind Fertigungstoleranzen, Schrumpfverhalten und Werkzeugkompensation frühzeitig einzuplanen; dazu bieten wichtige Abmessungen und Maßgrenzen im Überblick eine sinnvolle Orientierung bei der Auslegung. Praxiswerte: Entformungsschrägen häufig ≥ 3–5°, Innenradien mindestens in Höhe der Wanddicke, lokale Verstärkungsrippen zur Stabilisierung großflächiger Zonen und klar definierte Bezugsebenen (Datums) für die Maßprüfung.
Anwendungsbereiche
Die Anwendungsbereiche der Wärmeformverpackung sind vielfältig. Von Lebensmitteln über Elektronikartikel bis hin zu medizinischen und technischen Gütern ermöglicht das Verfahren passgenaue Lösungen mit definierten Schutz- und Handhabungsfunktionen. Besonders in den Bereichen Elektronik und Medizin, in denen Produktintegrität, Reinheit und Transportsicherheit von hoher Bedeutung sind, kommen formstabile Trays und Schalen zum Einsatz. Häufig werden wärmegeformte Einsätze mit Umkartons aus Wellpappe kombiniert, um einen effizienten und materialschonenden Mehrkomponentenschutz zu erzielen. Darüber hinaus eignen sich inlays zur Strukturierung von Sets, zur automatisierten Entnahme in Fertigungslinien und zur ergonomischen Bereitstellung in Montageprozessen.
- Lebensmittel: transparente Blister, Schalen, Menütrays; optional mit Barrierefunktion.
- Elektronik: ESD-geeignete Trays für Bauteile, Leiterplatten und Baugruppen.
- Medizin/Pharma: formstabile Halterungen und sterile Barrieresysteme gemäß regulatorischen Anforderungen.
- Technik/Automotive: Mehrweg-Ladungsträger und Handhabungshilfen für Fertigung und Montage.
- Konsumgüter: Sichtverpackungen und Blisterkarten zur Darstellung und Sicherung von Produkten.
- Kosmetik/Personal Care: konturierte Einsätze für Flakons, Spender und Sets mit hoher Präsentationsqualität.
- Logistik/Kommissionierung: nestbare Trays für Behältersysteme, Kitting-Einsätze und Zwischenlagen zur Prozesssicherheit.
Vor- und Nachteile von Wärmeformverpackung
Wie jedes Verpackungsverfahren hat auch die Wärmeformverpackung Stärken und Einschränkungen. Ein wesentlicher Vorteil liegt in der präzisen Anpassbarkeit an das zu schützende Produkt, was die Schutzwirkung erhöht und den Raumbedarf reduziert. Werkzeuge ermöglichen eine hohe Reproduzierbarkeit und kurze Taktzeiten. Die Wiederverwendbarkeit von Trays im internen Warenfluss sowie die gute Nestbarkeit unterstützen effiziente Logistik. Demgegenüber stehen Werkzeugkosten, Entwicklungsaufwand und materialbedingte Grenzen bei extremen Ziehtiefen oder filigranen Details. Zudem erfordern hochtransparente oder leitfähige Anwendungen oft enge Prozessfenster und eine abgestimmte Materialauswahl.
- Vorteile: passgenauer Sitz, Schutz vor Bewegung/Schwingung, gute Stapelbarkeit, schnelle Zykluszeiten, kombinierbar mit Außenkartonagen aus Wellpappe.
- Vorteile: optionale Materialwahl (transparent, leitfähig, temperaturstabil), Monomaterial-Designs für Recycling möglich.
- Nachteile: initialer Werkzeugbau und Rüstzeiten, wirtschaftlich besonders bei mittleren bis großen Stückzahlen.
- Nachteile: geometrische Grenzen durch Materialausdünnung, sorgfältige Auslegung erforderlich.
- Nachteile: enge Temperaturfenster bei sensiblen Materialien, potenzielle Sichtmarken durch Plug Assist oder Angussbereiche.
Kombination mit Wellpappe
Die Kombination aus wärmegeformten Einsätzen und Außenverpackungen aus Wellpappe verbindet Formschluss und Polsterwirkung. Während der Einsatz das Produkt fixiert und definiert führt, nimmt die Wellpappe Lasten auf, schützt vor Stößen und erlaubt eine wirtschaftliche Stapelung. Konstruktiv werden Ausschnitte, Auflagekanten und Einführschrägen so abgestimmt, dass Verpackungssätze schnell konfektioniert, automatisiert befüllt und sicher verschlossen werden können. Für Mehrwegprozesse lassen sich die Einsätze nestbar gestalten, sodass Rückführvolumen reduziert und Handlingszyklen verkürzt werden.
Prozessparameter und Qualitätskriterien
Wesentliche Stellgrößen sind Formtemperatur, Vorheizprofil, Ziehverhältnis, Vakuum- und Druckniveaus, Kühlrate sowie Werkzeugtemperierung. Eine robuste Prozessfensterdefinition reduziert Schwankungen im Wanddickenverlauf und steigert die Maßhaltigkeit. Qualitätskriterien umfassen Konturtreue, Ebenheit, Stapelhöhe je Lage, Kantenqualität nach dem Beschnitt, Oberflächenbild (keine Orangenhaut, keine Blasen), ESD-Eigenschaften bei leitfähigen Teilen sowie Funktionsprüfungen an Schnittstellen zum Produkt (z. B. Schnapp- oder Klemmbereiche).
Nachhaltigkeit und Kreislauf
Wärmeformverpackungen lassen sich als Monomaterial-Lösungen auslegen und unterstützen so das werkstoffliche Recycling. Der Einsatz von Rezyklaten (z. B. rPET) ist in vielen Anwendungen möglich, ohne Funktion und Schutz zu beeinträchtigen. Randstreifen und Restgitter können intern wiederverwertet oder sortenrein zugeführt werden. Für Mehrwegtrays in internen Kreisläufen ergeben sich durch hohe Zyklenzahlen ökologische Vorteile; Design-for-Recycling, reduzierte Materialdicken bei gleicher Funktion und eine effiziente Nestbarkeit senken zusätzlich den Ressourceneinsatz.
Typische Fehlerbilder und Abhilfe
Zu den häufigsten Abweichungen zählen Materialausdünnung in tiefgezogenen Bereichen, Faltenbildung (Webbing), Einfallstellen, Spannungsrisse oder matte Oberflächen. Gegenmaßnahmen sind angepasste Heizprofile, optimierte Entlüftung der Kavitäten, gezielte Stempelunterstützung, veränderte Entformungsschrägen sowie definierte Kühlkanäle. Eine frühe Simulation von Ziehverhältnissen und Wanddickenverlauf verkürzt Iterationsschleifen in der Konstruktion.
Normen und regulatorische Aspekte
Für Lebensmittelanwendungen sind Konformitäten zu geltenden Regularien und eine geeignete Materialdokumentation zentral. In Elektronik- und Medizintechnik werden zusätzlich ESD-Anforderungen, Sauberkeitsspezifikationen und Verpackungsvalidierungen berücksichtigt. Maßprüfkonzepte mit Referenzpunkten und Stichprobenplänen sichern die gleichbleibende Funktionalität in Serie ab.
Zusammenfassung:
- Die Wärmeformverpackung ist ein Verfahren, das mithilfe von Hitze, Unterdruck und/oder Druckluft Folien in definierte Formen bringt und so maßgeschneiderte Lösungen für Produkte unterschiedlichster Geometrien ermöglicht.
- Thermoformteile werden in der Praxis häufig mit Umverpackungen aus Wellpappe kombiniert; die Wellpappe dient als Außenverpackung, während die wärmegeformten Einsätze das Produkt präzise fixieren und schützen.
- Da Wärmeformverpackungen fest um das Produkt geformt werden, bieten sie einen hohen Schutz und können Transportkosten durch Reduzierung von Leerraum, bessere Stapelung und geringe Nesthöhen verringern.
- Wirtschaftlichkeit und Qualität hängen von geeignetem Material, durchdachtem Design (Entformung, Radien, Ziehtiefe) sowie einer prozesssicheren Werkzeugauslegung ab.
- Ein klar definiertes Prozessfenster, valide Prüfmerkmale und eine kreislauffähige Materialstrategie erhöhen die Funktionssicherheit, senken Ausschuss und unterstützen nachhaltige Verpackungskonzepte.
Veröffentlicht am 07.06.2024
Letzte Überarbeitung am 15.10.2025 um 13:20 Uhr von Manuel Hofacker