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Lieferbarkeitsprüfung
In der Welt der Wellpappe und Verpackungen spielt die Lieferbarkeitsprüfung eine entscheidende Rolle. Durch sie wird sichergestellt, dass alle benötigten Materialien zur Produktion vorhanden sind und die Anforderungen des Kunden termingerecht erfüllt werden können. Sie ist ein standardisierter, wiederholbarer Prüfprozess, der Bedarfe, Bestände und Kapazitäten systematisch zusammenführt und so belastbare Aussagen ermöglicht. Dazu gehören auch die Bewertung von Planänderungen, Prognosen sowie die Berücksichtigung von Qualitäts- und Verpackungsanforderungen über den gesamten Prozess hinweg.
Sie dient als verbindendes Element zwischen Vertrieb, Disposition, Einkauf, Produktion und Logistik. Eine fundierte Lieferbarkeitsprüfung reduziert Unsicherheiten, macht Engpässe früh sichtbar und schafft belastbare Aussagen zu Terminen, Mengen und Qualitäten. Dabei werden Materialverfügbarkeit, Kapazitäten, Durchlaufzeiten und Transportoptionen zusammengeführt und transparent bewertet. Zusätzlich fließen Risiko- und Pufferbetrachtungen, Abstimmungen mit Rahmenaufträgen sowie die Synchronisation mit Verpackungseinheiten und Ladehilfsmitteln ein, um einen stabilen Material- und Informationsfluss sicherzustellen.
Definition: Was versteht man unter Lieferbarkeitsprüfung?
Unter einer Lieferbarkeitsprüfung versteht man die Untersuchung der Verfügbarkeit von Waren oder Dienstleistungen. Es wird geprüft, ob alle benötigten Ressourcen zur Verfügung stehen, um eine bestimmte Menge eines Produkts herzustellen und auszuliefern. Dabei kann es um Materialien, Arbeitskräfte, Maschinenkapazitäten oder Transportmöglichkeiten gehen. Neben der mengenmäßigen Absicherung umfasst sie stets die zeitliche Dimension (Terminierung und Puffer) sowie qualitative Anforderungen (Spezifikation, Freigaben, Prüfstatus) und die logistische Machbarkeit (Versandfenster, Laderaum, Verpackungseinheiten).
Im engeren Sinn umfasst die Lieferbarkeitsprüfung sowohl eine mengenmäßige Verfügbarkeitsprüfung (Material, Personal, Maschinenzeiten) als auch eine zeitliche Bewertung (Terminierbarkeit, Pufferzeiten, Rüstfenster) und die logistische Absicherung (Versandfenster, Spediteur, Ladehilfsmittel). Sie schließt die Abstimmung mit bestehenden Aufträgen, Sicherheitsbeständen, Mindestlosgrößen und Lieferantenterminen ein. Ergänzend wird die Planstabilität über mehrere Stufen betrachtet, etwa wenn vorgelagerte Teilprozesse (Rillen, Stanzen, Kleben) unterschiedliche Taktzeiten und Engpässe aufweisen.
Abgrenzung und Synonyme
- Verfügbarkeitsprüfung: Fokus auf Beständen und Bedarfen im Zeitverlauf, inklusive Bestellzugängen und Reservierungen.
- ATP/CTP (Available-/Capable-to-Promise): kurzfristige Zusagen anhand Bestand bzw. realer Kapazitäten, häufig mit definierten Regeln und Puffern.
- Machbarkeitsprüfung: technologische und kapazitive Machbarkeit jenseits der Mengenfrage, z. B. technische Spezifikation oder Werkzeugstatus.
Kriterien und Prozess der Lieferbarkeitsprüfung
Die Prüfung der Lieferbarkeit folgt bestimmten Kriterien. Zunächst benötigt man genaue Informationen über den Auftrag sowie über die aktuelle Lager- und Produktionskapazität. In einem ERP-System werden dann alle relevanten Daten zusammengeführt und analysiert. Nach Abschluss der Analyse kann ein genauer Liefertermin genannt werden. Eine konsistente, dokumentierte Vorgehensweise erhöht die Transparenz und reduziert Abstimmungsaufwände.
- Auftrag erfassen und spezifizieren: Artikel, Menge, Wunschtermin, Qualitätsanforderungen, Konfiguration (z. B. Wellenart, Druck, Stanzkontur), Verpackungseinheit. Zusätzlich: Liefer- und Abrufmodelle, Toleranzen, Palettiermuster sowie Anforderungen an Kennzeichnung und Ladungssicherung.
- Materialprüfung: Rohpapiere, Hilfsstoffe (Klebstoffe), Zusatzmaterial, Ersatzteile, Freigaben; Abgleich mit Sicherheitsbeständen und offenen Bestellungen. Dabei werden Mindesthaltbarkeiten, Spezifikationsfreigaben und mögliche Substitutionen berücksichtigt.
- Kapazitätsprüfung: Verfügbarkeit von Wellanlage, Stanzmaschine, Klebemaschine; Rüstzeiten, Schichtmodelle, Wartungsfenster, Engpässe. Engpassressourcen werden priorisiert geplant; Alternativrouten und Parallelaggregate werden bewertet.
- Terminierung: Rückwärts- oder Vorwärtsterminierung auf Basis von Durchlaufzeit, Puffer, Takt; Kollisionsprüfung mit bestehenden Aufträgen. Abhängigkeiten zwischen Prozessschritten werden sequenziert, Losgrößen optimiert und Wartezeiten minimiert.
- Transport- und Versandprüfung: Laderaum, Rampenverfügbarkeit, Cut-off-Zeiten, Transportdauer, Verpackungseinheiten und Etikettierung. Einbezug von Versandkalendern, Tourenplanung und Restriktionen (z. B. Maximalhöhe, Achslasten).
- Risikobewertung: Lieferantentreue, Schwankungen im Rohpapiermarkt, Störungsrisiken; ggf. Alternativszenarien vorbereiten. Pufferstrategien, Ersatzmaterialien, flexible Rüstfenster und Eskalationspfade werden definiert.
- Verbindliche Zusage: Lieferung als Termin- oder Mengenzusage (ATP/CTP), inklusive definierter Annahmen und Puffer. Ergebnisse werden dokumentiert und mit Status (grün/gelb/rot) zur weiteren Kommunikation versehen.
Zentrale Stammdaten sind Voraussetzung: Stücklisten, Arbeitspläne, Rüstzeitmodelle, Mindest- und Maximalmengen, sowie präzise Abmessungen im vollständigen Verpackungsablauf berücksichtigen. Ergänzend fließen aktuelle Auftragsbestände, Lieferavis, Lagerbewegungen und Qualitätsfreigaben in die Bewertung ein. Auch Verpackungsnormen, Palettenmuster und zulässige Toleranzen unterstützen eine belastbare Termin- und Mengenzusage.
Datenquellen und Qualität
- Stammdaten: Artikelstämme, Stücklisten, Arbeitspläne, Fertigungsparameter
- Bewegungsdaten: Bestände, Reservierungen, offene Bestellungen, Fertigungsaufträge
- Kapazitätskalender: Schichten, Wartungen, Personalverfügbarkeit
- Logistikdaten: Versandfenster, Verpackungseinheiten, Transportlaufzeiten
- Qualitätsdaten: Freigabestati, Prüflose, Reklamationshistorien
- Lieferantendaten: Termintreue, Mindestmengen, Lieferzeiten, Rahmenverträge
- Maschinen- und Sensordaten: Störungs-, Takt- und OEE-Informationen zur realistischen Kapazitätseinschätzung
Die Qualität der Stammdaten entscheidet über die Aussagekraft der Lieferbarkeitsprüfung. Inkonsistente Stücklisten, nicht gepflegte Rüstzeiten oder fehlende Alternativmaterialien führen zu fehlerhaften Zusagen. Regelmäßige Datenpflege, Plausibilitätsprüfungen, Versionierungen und ein klarer Verantwortungsprozess verbessern die Verlässlichkeit nachhaltig.
Methoden: ATP und CTP
- ATP (Available-to-Promise): Prüfung gegen verfügbaren Bestand und geplante Zugänge. Geeignet für kurzfristige Zusagen bei stabilen Beständen und geringen Kapazitätsrisiken.
- CTP (Capable-to-Promise): Berücksichtigt zusätzlich reale Produktionskapazitäten und Engpässe. Eignet sich, wenn die Fertigungstiefe hoch ist und mehrere Aggregate hintereinander disponiert werden.
Praktische Anwendung in der Wellpapp-Industrie
Die Wellpapp-Industrie ist ein Bereich, in dem die Lieferbarkeitsprüfung besonders wichtig ist. Hier ist eine sorgfältige Planung und die genaue Verfügbarkeit aller benötigten Rohstoffe entscheidend. Kurzfristige Änderungen in der Produktion oder in den Lieferanforderungen erfordern eine schnelle Reaktion und Anpassung des Produktionsplanes. Zusätzlich sind technische Spezifikationen (Wellenprofil, Papierqualität, Feuchte) sowie Rüst- und Ausschussverhalten zu berücksichtigen, um Terminabweichungen zu vermeiden.
- Materialabhängigkeiten: Rohpapiersorten (z. B. Testliner, Kraftliner), Wellenprofile (E/B/C), Klebstoffe; alternative Qualitäten bei Engpässen prüfen. Mindest- und Mehrmengen sowie Lieferzeitstrecken werden dokumentiert.
- Prozessschritte: Rillen, Schneiden, ggf. Perforation, Bedrucken, Stanzen, Kleben; jedes Teilaggregat besitzt eigene Kapazitäten und Rüstzeiten. Übergabepuffer und Reihenfolgenregeln sind Teil der Planung.
- Werkzeugverfügbarkeit: Stanzformen, Druckklischees, Messerbestückungen; Rüstwechsel beeinflussen Terminierbarkeit. Wartungs- und Revisionspläne der Werkzeuge werden einbezogen.
- Losgrößen und Sequenzierung: Zusammenfassen ähnlicher Aufträge reduziert Rüstzeiten, muss jedoch mit Lieferterminen abgeglichen werden. Sequenzen werden so gestaltet, dass Materialwechsel und Profilwechsel minimiert werden.
- Logistik: Versandfenster, Ladehilfsmittel, Etikettierung, Ladungssicherung und Übergabe an Spediteur im Zeitplan. Rampen- und Tourenverfügbarkeiten werden frühzeitig verifiziert.
- Qualität und Freigaben: Prüfpläne, Rückstellmuster, Freigabestatus und Reklamationssperren beeinflussen die Terminierbarkeit und werden aktiv überwacht.
Beispielhafte Szenarien
- Eilauftrag: Prüfung, ob Rohpapierzugang rechtzeitig erfolgt, ob freie Slots auf der Wellanlage verfügbar sind und ob nachgelagerte Klebemaschinen terminiert werden können. Ggf. Alternativroute mit erhöhter Rüstquote.
- Sortenwechsel: Rüstzeiten und Ausschussquoten bei Profilwechsel berücksichtigen; mögliche Verschiebung anderer Aufträge bewerten. Begleitende Qualitätsprüfungen einplanen.
- Nachträgliche Mengenänderung: Anpassung von Materialbedarf, Kapazitätsbelegung und Versand; erneute Terminermittlung mit Pufferprüfung. Kommunikation der Auswirkungen an alle Beteiligten.
- Anlagenstillstand: Umplanung über Parallelaggregate, Verschiebung von Rüstfenstern, temporäre Kapazitätsanpassung durch Zusatzschichten prüfen.
- Mehrstufige Aufträge: Synchronisation von Druck, Stanzen und Kleben mit abgestimmten Übergabepuffern, um Wartezeiten zu minimieren.
Vor- und Nachteile von Lieferbarkeitsprüfung
Die Lieferbarkeitsprüfung hilft Unternehmen, ihre Ressourcen effizient zu nutzen und Liefertermine genau zu planen. Dies kann zu Kostenersparnissen führen und die Kundenzufriedenheit erhöhen. Gleichzeitig kann es jedoch auch zu Verzögerungen in der Produktion kommen, wenn nicht alle benötigten Materialien verfügbar sind und nachbestellt werden müssen. Darüber hinaus kann die Prüfung der Lieferbarkeit auch einen erheblichen administrativen Aufwand bedeuten, insbesondere, wenn sie manuell durchgeführt wird. Der Nutzen steigt, wenn der Prozess klar dokumentiert und datengestützt abläuft.
- Vorteile: Höhere Planungssicherheit, geringere Terminabweichungen, frühzeitige Engpasserkennung, transparente Kommunikation, bessere Auslastung. Stabilere Materialflüsse und reduzierte Eilkosten durch proaktive Szenarien.
- Nachteile: Zusätzlicher Pflegeaufwand für Stammdaten, Abhängigkeit von Datenqualität, potenzieller Mehraufwand bei häufigen kurzfristigen Änderungen. Risiko von Scheingenauigkeit bei unvollständigen Daten.
- Trade-offs: Zwischen hoher Termintreue und minimalen Beständen ist eine ausgewogene Pufferstrategie nötig. Entscheidungen werden anhand definierter Servicegrade und Kosten-Nutzen-Abwägungen getroffen.
Digitalisierung in der Lieferbarkeitsprüfung
Eine Möglichkeit, den Aufwand für die Lieferbarkeitsprüfung zu reduzieren, ist der Einsatz von digitalen Lösungen. Moderne ERP-Systeme können beispielsweise automatisch die Verfügbarkeit aller benötigten Materialien prüfen und bei Bedarf Nachbestellungen auslösen. Dies kann nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch die Genauigkeit der Lieferbarkeitsprüfung erhöhen. Ergänzend sorgen integrierte Planungswerkzeuge für eine durchgängige Sicht von der Bedarfsanforderung bis zum Versand.
- Integration von ERP/MES/APS: Echtzeitbestände, Kapazitätskalender, automatisierte Terminierung. Einheitliche Datenquellen und eindeutige Verantwortlichkeiten erhöhen die Verlässlichkeit.
- Automatisierung von Warnmeldungen: Schwellenwerte für Bestände, Lieferverzug, Qualitätsfreigaben. Ereignisgesteuerte Benachrichtigungen ermöglichen schnelle Gegenmaßnahmen.
- Szenariosimulation: Was-wäre-wenn-Analysen bei Eilaufträgen, Materialengpässen oder Maschinenstillständen. Auswirkungen auf Termine, Auslastung und Kosten werden transparent.
- Datenvalidierung: Prüfregeln für Stammdaten, Abweichungsberichte und kontinuierliche Verbesserung. Rollierende Audits sichern die Datenqualität ab.
- Dashboards: Visualisierung von Termintreue, Engpässen und Servicegraden zur schnellen Entscheidungsfindung.
- EDI-Schnittstellen: Strukturierter Austausch von Bedarfen, Avisen und Rückmeldungen mit Lieferanten und Spediteuren.
Kennzahlen und KPIs in der Lieferbarkeitsprüfung
- Termintreue (On-Time-Delivery): Anteil termingerechter Lieferungen bezogen auf zugesagte Termine.
- Lieferbereitschaftsgrad: Anteil sofort lieferbarer Auftragspositionen am Gesamtvolumen.
- Durchlaufzeit: Zeit vom Auftragseingang bis zur Versandbereitschaft inklusive Rüst- und Wartezeiten.
- Engpassauslastung: Belegung kritischer Aggregate im relevanten Planungszeitraum.
- Bestandsreichweite: Deckungsgrad der Rohpapiere und Hilfsstoffe in Tagen oder Auftragsmengen.
- Rüstzeitanteil: Verhältnis von Rüst- zu Produktionszeit je Aggregat und Produktfamilie.
- Servicegrad: Erfüllung definierter Lieferziele unter Berücksichtigung von Mengen- und Terminzusagen.
Typische Fehlerquellen und Gegenmaßnahmen
- Unvollständige Spezifikationen: Frühzeitige Klarstellung von Wellenprofil, Druckbild, Verpackungseinheit und Palettenmuster.
- Veraltete Stammdaten: Regelmäßige Pflegezyklen, Verantwortlichkeiten und automatisierte Plausibilitätsprüfungen definieren.
- Ignorierte Rüstfenster: Sequenzierungsregeln nutzen und Losgrößen so wählen, dass Wechsel minimiert werden.
- Unterschätzte Logistikrestriktionen: Versandkalender, Cut-off-Zeiten und Laderaum systematisch in die Prüfung integrieren.
- Mangelnde Kommunikation: Standardisierte Statusmeldungen und Eskalationspfade zwischen Vertrieb, Planung und Logistik verankern.
Zusammenfassung:
- Eine Lieferbarkeitsprüfung gibt die Gewissheit, ob ein bestimmtes Produkt, wie zum Beispiel Verpackungen aus Wellpappe, zum gewünschten Datum verfügbar ist.
- Die Lieferbarkeitsprüfung ermittelt die Verfügbarkeit von Produkten und stellt sicher, dass die Produktionszyklen optimal für eine pünktliche Lieferung genutzt werden können.
- Dank einer Lieferbarkeitsprüfung können Unternehmen in der Verpackungsindustrie ihre Warenströme optimieren und damit die Kundenzufriedenheit erhöhen.
- Fundierte Ergebnisse basieren auf gepflegten Stammdaten, realistischen Kapazitätsmodellen und einem strukturierten, systemgestützten Prüfprozess.
- Durch digitale Integration, automatisierte Warnungen und Szenariosimulationen lassen sich Risiken früh identifizieren und belastbare Terminzusagen treffen.
- Klare Verantwortlichkeiten, definierte Kennzahlen und regelmäßige Datenpflege erhöhen die Verlässlichkeit der Zusagen und erleichtern die Abstimmung entlang der gesamten Prozesskette.
Veröffentlicht am 19.06.2025
Letzte Überarbeitung am 09.10.2025 um 12:50 Uhr von Julia Kopp