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Qualitätsbenchmarking
In der dynamischen Welt der Wellpappe-Verpackung spielt ein bestimmter Aspekt eine zentrale Rolle – das Qualitätsbenchmarking. Dessen Bedeutung liegt in der kontinuierlichen Verbesserung und in der Bestimmung von Branchenmaßstäben innerhalb der Wellpappenindustrie. Es ermöglicht den fundierten Vergleich mit Referenzwerten und unterstützt die Identifizierung konkreter Potenziale zur Leistungssteigerung über den gesamten Produktlebenszyklus – von der Papierauswahl über die Wellenerzeugung und Konfektion bis hin zu Logistik und Reklamationsmanagement. Richtig umgesetzt, verknüpft Qualitätsbenchmarking technische Kennzahlen mit Praxisanforderungen wie Transportsicherheit, Ressourceneffizienz und Prozessstabilität. Ergänzend trägt es dazu bei, die Maßhaltigkeit, Toleranzketten und Transportbelastungen entlang der Supply Chain besser zu verstehen, Verpackungskonzepte belastbar zu vergleichen und Entscheidungen faktenbasiert zu priorisieren.
Definition: Was versteht man unter dem Qualitätsbenchmarking?
Qualitätsbenchmarking ist ein systematischer, vergleichender Prozess, bei dem Produkte, Services und Prozesse hinsichtlich ihrer Qualität, Zuverlässigkeit und Leistung mit den besten Referenzen im Markt abgeglichen werden. Im Kontext von Wellpappeverpackungen umfasst dies den Vergleich von Stabilität (z. B. Kantenstauchwiderstand und Stapelfestigkeit), Verarbeitbarkeit (Rill- und Faltverhalten), Gewicht bzw. Flächengewichten, Feuchteempfindlichkeit, Materialeffizienz sowie ökologischen Eigenschaften der Lösungen gegenüber führenden Referenzwerten. Unterschieden wird häufig zwischen internem Benchmarking (Standort- oder Linienvergleich), wettbewerbsbezogenem Benchmarking und funktionsorientiertem Benchmarking entlang der Wertschöpfungskette.
Wesentlich ist die Vergleichbarkeit der Bezugsgrößen: Nur normierte Prüfbedingungen, klar definierte Probenahme und konsistente Prüfmethoden (z. B. nach anerkannten Normen) erzeugen belastbare Aussagen. Ergänzend werden kundenrelevante Leistungsmerkmale (Transport- und Lagerschäden, On-Time-Delivery, Reklamationsquote) in die Beurteilung integriert, um technische Kennwerte mit realer Nutzungserfahrung zu verbinden. Ebenso hilfreich ist eine eindeutige Abgrenzung zwischen strategischem und operativem Benchmarking: Strategische Vergleiche richten den Blick auf Zielsysteme und Qualitätspolitik, operative Vergleiche auf Kennzahlen, Prüfpläne und Prozessfähigkeiten. Ein sauber definiertes Kennzahlensystem (z. B. Zielhierarchien, Toleranzfenster, Messunsicherheiten) stellt sicher, dass alle Beteiligten die gleichen Größen interpretieren.
Methoden des Qualitätsbenchmarkings
Es gibt verschiedene Werkzeuge und Techniken, die im Rahmen des Qualitätsbenchmarkings eingesetzt werden. Ein beliebtes Verfahren ist die Gap-Analyse: Sie identifiziert Abweichungen zwischen aktueller Leistung und Ziel- bzw. Referenzwerten und leitet daraus priorisierte Maßnahmen ab. Weitere Ansätze sind das Best-Practice-Benchmarking (Vergleich bewährter Verfahren innerhalb und außerhalb der Branche), Performance-Benchmarking mit statistischer Auswertung (z. B. Fähigkeitsindizes, Regelkarten) und reifegradbasierte Audits (Prozessreife, Standardisierungsgrad, Automatisierungsniveau). Für robuste Ergebnisse werden Daten normalisiert (z. B. nach Wellenart, Materialklasse, Feuchte) und über einheitliche Prüfpläne erhoben.
Häufig verwendete Kennzahlen im Qualitätsbenchmarking von Wellpapp-Erzeugnissen sind unter anderem:
- Mechanik: ECT/Kantenstauchwiderstand, BCT/Stapelfestigkeit, Durchstoßarbeit, Rill- und Falzqualität, Kanten- und Oberflächenfestigkeit.
- Material: Grammaturen, Rohpapierqualitäten, Flächengewichte, Klebstoff- und Feuchtehaushalt, Cobb-Wert.
- Prozess: Ausschuss-, Nacharbeits- und Stillstandsquoten, OEE, Rüstzeiten, Durchlaufzeiten, Liefertreue.
- Nutzung: Transportschäden, Handlingaufwand, Passgenauigkeit, Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit, CO₂-Fußabdruck.
Für valide Vergleiche wird die Prüfsystematik dokumentiert (Probenumfang, Losgrößen, Prüfmittel, Kalibrierstatus). Ergänzend hilft eine klare Definition funktionaler Anforderungen (z. B. Ziel-Stapelhöhen, Lastfälle, klimatische Bedingungen). Nützlich sind außerdem weiterführende Hinweise zu normgerechten Abmessungen und Toleranzen, da Maße und Toleranzketten die Messergebnisse und die Praxistauglichkeit unmittelbar beeinflussen.
Vorgehensweise in der Praxis
- Zielbild und Kennzahlen festlegen (Qualitäts- und Leistungsdimensionen, Gewichtung).
- Datenquellen definieren (Laborprüfungen, Liniendaten, Kundendaten, Lieferantenberichte).
- Stichprobenplan erstellen (Probenumfang, Häufigkeit, Umweltbedingungen, Prüfmittel).
- Normalisierung und Vergleichsgruppen bestimmen (Materialklassen, Wellenarten, Formate).
- Analyse durchführen (Trendanalysen, Varianz, Korrelationen, Ursachen-Wirkungs-Beziehungen).
- Maßnahmen priorisieren (Wirtschaftlichkeit, Umsetzbarkeit, Einfluss auf Kundenanforderungen).
- Wirksamkeit verifizieren (Pilotläufe, Kontrollkarten, Re-Assessment im Regelkreis).
Anwendung des Qualitätsbenchmarkings in der Wellpappen-Industrie
Für die Wellpappen-Industrie ist die Anwendung des Qualitätsbenchmarkings von besonderer Bedeutung. Es dient dazu, Produktqualität und Fertigungsprozesse zu bewerten und schrittweise zu verbessern. Im Fokus stehen wirtschaftliche Effizienz, Funktionssicherheit im Versand, Materialschonung und ökologische Wirkung. Durch zielgerichtete Vergleiche können Materialeinsatz (z. B. Grammatur-Optimierung), Klebstoff- und Feuchtesteuerung, Rillqualität, Schneidgüte, Druckbildstabilität sowie die Palettier- und Ladeeinheitensicherheit besser ausbalanciert werden. Typische Anwendungsfelder sind die Reduzierung von Transportschäden, die Erhöhung der Liniengeschwindigkeit bei gleichbleibender Qualität und die Verbesserung der Maß- und Formstabilität in klimatischen Wechselbedingungen.
Praxisbeispiele umfassen etwa den Abgleich von ECT/BCT-Werten gegen Ziel-Stapellasten, die Analyse der Reklamationsarten (z. B. Einreißen an Rillungen, Deformationen nach Feuchtebelastung), die Bewertung von Toleranzketten bei Zuschnitt, Rillung und Klebung sowie die Korrelation zwischen Feuchtegehalt und Durchstoßarbeit. Auch Nachhaltigkeitskennzahlen wie Rezyklatanteil, Energieeinsatz je Quadratmeter und Ausschussreduktion fließen zunehmend in das Benchmarking ein. Ergänzend werden Transport- und Lagerprofile (Schwingung, Druckbelastung, Klimawechsel) simuliert, um die Eignung von Verpackungen für reale Szenarien wie E-Commerce, Mehrwegkreisläufe oder Langzeitlagerung zu bewerten.
Datenbasis und Messsicherheit
- Messmittel- und Prüfprozessevaluation (Wiederhol- und Vergleichspräzision, Kalibrierintervalle).
- Einflussfaktoren kontrollieren (Materialchargen, Lagerklima, Produktionsfenster, Bedienereinfluss).
- Einheitliche Reporting-Formate und Dashboards zur transparenten Steuerung.
- Regelmäßige Reviews mit Lieferanten und internen Schnittstellen zur Ursachenbeseitigung.
- Messsystemanalyse (z. B. Gage-Studien) zur Quantifizierung von Messunsicherheit und zur Sicherstellung belastbarer Vergleiche.
- Konditionierung der Proben nach definierten Klimaeinstellungen (z. B. Temperatur und relative Luftfeuchte) vor der Prüfung zur Erhöhung der Reproduzierbarkeit.
Vor- und Nachteile des Qualitätsbenchmarkings
Ein Vorteil des Qualitätsbenchmarkings ist die Verfügbarkeit quantifizierbarer Orientierungsgrößen für Zielsetzung und Steuerung. Es macht Stärken und Schwächen sichtbar, fördert den Wissenstransfer von bewährten Verfahren und unterstützt die Priorisierung wirksamer Maßnahmen. Gleichzeitig bestehen Herausforderungen: Datenerhebung und Analyse sind aufwendig, die Sicherstellung von Vergleichbarkeit (Prüfumgebung, Materialklassen, Toleranzen) erfordert Disziplin, und kulturelle Unterschiede können die Übertragbarkeit von Best Practices begrenzen. Zudem besteht die Gefahr einer zu starken Kennzahlenfokussierung, wenn Kontextfaktoren (Kundenanforderungen, Verpackungszweck, Klimabelastung) unzureichend berücksichtigt werden. Abhilfe schaffen klare Messpläne, eine saubere Normalisierung, zielbezogene Gewichtungen und die regelmäßige Verifikation der Wirksamkeit in der Anwendung.
Typische Stolpersteine und Gegenmaßnahmen
- Nicht vergleichbare Datenbasen: Prüfmethoden harmonisieren, Referenzmuster nutzen.
- Einseitige Optimierung: Zielkonflikte (Stabilität vs. Materialeinsatz) transparent gewichten.
- Messunsicherheit: Prüfmittelüberwachung und Schulungen etablieren.
- Übertragbarkeitsprobleme: Piloten durchführen, Rahmenbedingungen dokumentieren.
- Unklare Spezifikationen: Lastenhefte, Prüfpläne und Grenzmuster präzisieren, um Interpretationsspielräume zu reduzieren.
- Fehlende Datenqualität: Plausibilitätsprüfungen, Ausreißeranalysen und definierte Freigaberegeln für Kennzahlenberichte einführen.
Zusätzliche Normen, Kennwerte und Prüfbedingungen
Für die Vergleichbarkeit im Qualitätsbenchmarking von Wellpappe sind standardisierte Methoden und eindeutige Einheiten entscheidend. Relevante Beispiele sind Edgewise Crush Test (ECT), Box Compression Test (BCT), Flat Crush Test (FCT), Short-Span Compression (SCT), Ring Crush (RCT), Concora Crush (CCT) sowie Pin-Adhäsionstests für die Haftung der Wellenbahn. Ergänzend spielen Grammatur, Feuchtegehalt, Cobb-Aufnahme, Leimauftrag, Rillgeometrie, Zuschnittqualität und Druckbildkonstanz eine zentrale Rolle. Einheitliche Konditionierung und definierte Prüfgeschwindigkeiten, klare Probenahmeregeln sowie dokumentierte Kalibrierzustände der Prüfmittel sichern die Aussagekraft.
Datenmanagement, Visualisierung und Auswertung
Ein wirksames Benchmarking stützt sich auf strukturiertes Datenmanagement: Metadaten (Wellenart, Sorten, Format, Druckverfahren), Zeitstempel, Los- und Chargenbezug, Umgebungsbedingungen und Prozessparameter werden konsistent erfasst. Visualisierungen wie Regelkarten, Histogramme, Pareto-Analysen, Fähigkeitsindizes (z. B. Cp, Cpk) und Korrelationsmatrizen helfen, Muster zu erkennen und Ursachen-Wirkungs-Beziehungen abzuleiten. Für Entscheidungen im Produktionsalltag sind Schwellenwerte, Warn- und Eingriffsgrenzen sowie standardisierte Eskalationspfade sinnvoll, um Abweichungen frühzeitig zu adressieren.
Interpretation der Ergebnisse und Entscheidungslogik
Die Interpretation von Benchmark-Ergebnissen erfolgt im Spannungsfeld aus Funktionalität, Kosten, Nachhaltigkeit und Prozessfähigkeit. Empfehlungen sollten stets die Einsatzbedingungen (Belastungsdauer, Klima, Transportprofil), die geforderte Zielsicherheit (z. B. Sicherheitsfaktoren für Stapellasten) sowie die Toleranzketten der Weiterverarbeitung berücksichtigen. Im Ergebnis entstehen priorisierte Maßnahmenpakete, beispielsweise Grammaturwechsel, Anpassungen an Rill- und Schnittparametern, Optimierungen am Leim- und Feuchthaushalt, Einführungen von Zwischenkontrollen oder Veränderungen in Palettier- und Ladungssicherungskonzepten. Entscheidend ist die Rückkopplung der Wirksamkeit über Pilotläufe und erneut aufgesetzte Vergleichsmessungen.
Zusammenfassung:
- Qualitätsbenchmarking ist ein systematischer Prozess, bei dem Unternehmen ihre Produkte und Prozesse mit denen führender Referenzen vergleichen, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Bei der Herstellung von Verpackungen aus Wellpappe kann das beispielsweise bedeuten, die Qualität des verwendeten Materials (Grammatur, Rohpapier), die Produktionsmethoden (Kleben, Rillen, Schneiden) oder die Effizienz der Produktionslinien (OEE, Ausschussquote) zu vergleichen und anhand definierter Zielwerte strukturiert zu verbessern.
- Der Einsatz von Qualitätsbenchmarking in der Verpackungsindustrie kann dazu beitragen, die Qualität von Verpackungen zu steigern, Kosten zu senken und die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Das gelingt unter anderem durch den Vergleich von Prozess- und Produktkennzahlen (z. B. ECT/BCT, Durchstoßarbeit), die Analyse von Reklamations- und Transportschäden sowie die Optimierung von Durchlaufzeiten und Liefertreue entlang der gesamten Lieferkette.
- Qualitätsbenchmarking ist auch ein wichtiges Werkzeug zur kontinuierlichen Verbesserung. Unternehmen, die Verpackungen aus Wellpappe herstellen, können durch wiederkehrende Bewertungen und klar definierte Maßnahmenpläne Standards schrittweise anheben, Robustheit und Ressourceneffizienz ausbalancieren und so langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
- Voraussetzung für belastbare Vergleiche sind konsistente Prüfbedingungen, dokumentierte Messmittel, geeichte Referenzen und transparente Auswertungen. Werden Normalisierung, Zielgewichtungen und Wirksamkeitsnachweise konsequent umgesetzt, liefert Qualitätsbenchmarking verlässliche Orientierung für Entwicklung, Produktion und Logistik.
Veröffentlicht am 24.04.2025
Letzte Überarbeitung am 15.10.2025 um 09:41 Uhr von Julia Kopp