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Rohpapier
In der Welt der Verpackungen spielt das Rohpapier eine entscheidende Rolle. Es ist der Grundstoff, aus dem Wellpappe entsteht. Die korrekte Wahl des Rohpapiers ist von essenzieller Wichtigkeit, da sie maßgeblich über die Qualität der hergestellten Verpackung entscheidet. Rohpapier beeinflusst Tragfähigkeit, Kantenstabilität, Feuchteverhalten und Bedruckbarkeit des späteren Materials und bildet damit die technische Basis für belastbare, funktionale und wirtschaftliche Lösungen. Ebenso wirkt die richtige Spezifikation auf Prozesssicherheit, Ausschussquoten, Energieeffizienz und das Verhalten der fertigen Verpackung entlang der gesamten Lieferkette – vom Wellpappwerk über die Weiterverarbeitung bis hin zu Transport, Lagerung und Einsatz beim Endanwender.
Definition: Was versteht man unter Rohpapier?
Unter dem Begriff Rohpapier versteht man das Ausgangsmaterial, das bei der Herstellung von Papier- und Pappprodukten genutzt wird. Es besteht in der Regel aus Cellulosefasern, die entweder aus Holz oder aus Altpapier gewonnen werden. Die Beschaffenheit von Rohpapier kann abhängig von seinem Verwendungszweck stark variieren. Maßgebliche Parameter sind unter anderem Flächengewicht (Grammatur), Dicke, Faserlänge und -mischung, Feuchtegehalt, Oberflächenleimung und Festigkeitswerte. Man unterscheidet grob zwischen frischfaserbasierten Qualitäten (z. B. Kraftliner) und recyclingbasierten Qualitäten (z. B. Testliner, Wellenstoff/Fluting). Beide Gruppen können durch Leimung, Appretur und Kalandrierung gezielt auf spezifische Anforderungen eingestellt werden.
Weitere relevante Kennwerte sind Aschegehalt, Rauheit (z. B. Bendtsen), Helligkeit bzw. Weiße, Faserausrichtung (MD/CD) und die Biegesteifigkeit. Diese Materialeigenschaften bestimmen, wie das Rohpapier auf mechanische Belastungen, Feuchteeinfluss und Druckvorstufen reagiert und wie stabil sich daraus gefertigte Verpackungen unter realen Bedingungen verhalten.
Rohpapier in der Wellpapp-Produktion
Im Kontext der Wellpappenherstellung spielt Rohpapier eine fundamentale Rolle. Aus ihm entstehen die beiden Außenschichten sowie die wellenförmige mittlere Schicht, die dem Material seinen Namen gibt. Die Eigenschaften des verwendeten Rohpapiers beeinflussen die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der endgültigen Wellpappverpackung. Insbesondere die Kantenstauchfestigkeit (ECT) der fertigen Konstruktion korreliert mit den Festigkeiten der eingesetzten Papiere, etwa Ring Crush Test (RCT) oder Short-Span Compression (SCT). Ebenso wirken sich Feuchtegehalt und Oberflächenqualität auf Klebung, Falzbarkeit und Druckbild aus.
Die Herstellungsschritte der Wellpappe – Befeuchtung, Erwärmung, Verleimung der Welle mit den Deckschichten und nachgelagerte Weiterverarbeitung – erfordern konstante und spezifikationsgerechte Rohpapiereigenschaften. Schwankungen bei Grammatur, Feuchte oder Porosität können zu Klebstoffeinzug, Delamination oder ungleichmäßiger Wellenbildung führen und damit die Performance der Konstruktion mindern. Auch die Auswahl und Einstellung des Klebstoffsystems (in der Regel stärkehaltig) muss zum Saugverhalten der Papiere passen, um optimale Verklebung, kurze Trocknungszeiten und geringe Verwerfungen (Warp) zu erzielen.
Einfluss von Wellenprofilen und Faserrichtung
Wellenprofile (z. B. A-, B-, C-, E-, F-Welle) reagieren unterschiedlich auf Rohpapiereigenschaften. Steifere, dickere Medien begünstigen höhere Stützwirkung und Dämpfung, feinere Wellen liefern glattere Oberflächen für hochwertige Druckbilder. Die Faserrichtung (Maschinenrichtung/Querrichtung) von Liner und Fluting beeinflusst Faltlinien, Ritzverhalten und Stapelstabilität. Eine abgestimmte Kombination aus Liner- und Mediumqualitäten maximiert ECT und BCT bei minimalem Materialeinsatz.
Typische Rohpapiersorten für Wellpappe
- Kraftliner: Frischfaserbasierte Decklage mit hoher Festigkeit, guter Feuchtebeständigkeit und meist homogener Oberfläche, geeignet für anspruchsvolle Belastungen und hochwertige Druckbilder.
- Testliner: Recyclingbasierte Decklage mit ausgewogenen Festigkeitswerten, in brauner oder weiß gedeckter Ausführung (White-Top) erhältlich.
- Wellenstoff (Fluting): Meist aus Altpapier erzeugt; bestimmt maßgeblich die Formstabilität und Rückstellkräfte der Welle (z. B. CMT-Wert).
- Schrenz und Mischqualitäten: Einfache, wirtschaftliche Recyclingqualitäten für weniger beanspruchte Anwendungen.
- Halbzellstoff-Fluting (semi-chemical): Medienqualität mit hoher Formstabilität und verbessertem Nassverhalten für anspruchsvolle Beanspruchungen.
- Barriere- und spezialbeschichtete Liner: Dispersions- oder pigmentbeschichtete Oberflächen für definierte Leimaufnahme, verbesserte Bedruckbarkeit oder begrenzten Feuchte-/Fett-Schutz.
Einsatzmöglichkeiten von verschiedenartigem Rohpapier
Durch den Einsatz unterschiedlicher Arten von Rohpapier können Wellpappverpackungen mit spezifischen Eigenschaften hergestellt werden. Beispielsweise sorgt der Einsatz von Kraftliner, einem Rohpapier mit hohem Frischfaseranteil, für eine hohe Festigkeit und Feuchtigkeitsbeständigkeit der Verpackung. Wellenstoff hingegen, der aus Altpapier hergestellt wird, verleiht der Wellpappe ihre typische Welligkeit.
Darüber hinaus lassen sich Oberflächen über Leimung und Pigmentierung für bessere Bedruckbarkeit optimieren (etwa für Preprint oder hochwertigen Flexo-/Digitaldruck). Weiß gedeckte Qualitäten ermöglichen kontrastreiche Grafiken. Für feuchte Umgebungen oder kondensationsanfällige Anwendungen kommen hydrophobierte oder stärker geleimte Rohpapiere in Betracht. Bei leichten Versandgütern stehen Gewichtsoptimierung und gute Faltbarkeit im Vordergrund; bei schweren Gütern sind Kantenstauchfestigkeit, Durchstoß- und Berstfestigkeit vorrangig. Anwendungen reichen von E‑Commerce-Versand und Ersatzteil-Logistik über Lebensmittel-nahe Sekundärverpackungen bis hin zu Maschinen-, Möbel- und Gefahrgutumverpackungen, jeweils mit spezifischen Papieranforderungen.
Beispiele aus der Praxis
- Einwellige Feinstwellen mit bedruckbarem Liner für kleinteilige Güter und Faltschachteln mit hoher Kantenpräzision.
- Schwere Doppel- oder Tripelwelle mit robustem Liner für palettierte Waren, lange Lagerzeiten und anspruchsvolle Transportwege.
- Weiße Decklagen für Präsentations- und Regalkartonagen, bei denen ein sauberes Druckbild erforderlich ist.
- Feuchtebeständige Qualitäten für Umschläge in Kühlketten und kondensationsgefährdeten Bereichen.
- Stoß- und druckfeste Konstruktionen für stapelintensive Lager- und Exportanwendungen mit erhöhten BCT-Anforderungen.
- Leichtgewichtsqualitäten für kosten- und ressourceneffiziente Versandverpackungen mit reduziertem Materialeinsatz.
Qualitätskennzahlen und Spezifikationen
Für die Auswahl von Rohpapier sind definierte Prüfwerte und Normen maßgeblich. Die wichtigsten Kennzahlen umfassen:
- Grammatur (g/m²): Flächengewicht des Papiers; beeinflusst Tragfähigkeit, Steifigkeit und Wirtschaftlichkeit.
- Dicke/Caliper: Wirkt sich auf Biegesteifigkeit und Stapelverhalten aus.
- RCT/SCT: Kennwerte zur Druckfestigkeit der Papierbahn, wichtig für die ECT der fertigen Wellpappe.
- CMT (Concora Medium Test): Charakterisiert das Verformungsverhalten des Wellenstoffs.
- Cobb-Wert: Maß für Wasseraufnahme; relevant für Feuchtebeständigkeit und Klebung.
- Porosität/Luftdurchlässigkeit: Beeinflusst Klebstoffpenetration und Trocknungsverhalten.
- Feuchtegehalt: Kritisch für Planlage, Wellenbildung und Verklebung.
- Oberflächenbeschaffenheit: Bestimmt Bedruckbarkeit, Leimaufnahme und Reibungsverhalten.
- BCT/ECT/FCT-Bezug: Zusammenhang zwischen Einzelpapierwerten und der Leistung der fertigen Schachtel (Box Compression Test, Edge Crush Test, Flat Crush Test).
- Berstfestigkeit: Relevanz für durchstoß- und druckbeanspruchte Anwendungen.
- Biegesteifigkeit/Taber: Beitrag zur Formstabilität und zum Ritz- und Faltverhalten.
- Rauheit und Helligkeit: Einfluss auf Druckqualität, Tonwertzuwachs und Farbdeckung.
- Faserorientierung (MD/CD): Steuerung von Verzug, Falzqualität und Stauchverhalten.
Je nach Anwendung werden diese Werte in technischen Datenblättern spezifiziert. Kompatible Maße und Formate orientieren sich an gängigen Produktions- und Weiterverarbeitungsprozessen; eine weiterführende Definition zu Abmessungen bei Verpackungen hilft bei der Feinabstimmung zwischen Papierbahn, Wellenprofilen und Zuschnitten. Zusätzlich spielen Rollenbreiten, Arbeitsbreiten der Wellpappanlage, Schnittbilder, Anfahrmakulatur und Toleranzen (z. B. Grammatur- und Dickestreuungen) eine Rolle, um Ausschuss zu minimieren und die Ausbeute zu maximieren.
Normen und Prüfmethoden
Einheitliche Prüfklimata und standardisierte Methoden sind Voraussetzung für reproduzierbare Vergleichswerte. Üblich sind Prüfbedingungen von etwa 23 °C und 50 % r. F. für die Konditionierung. Prüfverfahren definieren Probenahme, Probenzuschnitt und Messabläufe, damit Messwerte zwischen Lieferanten und Verarbeitern vergleichbar bleiben. Die Dokumentation der Prüfbedingungen gehört in jede Spezifikation.
Praxisrelevante Aspekte
In der Praxis sind Referenzkurven zur Abhängigkeit von Feuchte und Festigkeit hilfreich, da bereits geringe Klimaschwankungen messbare Auswirkungen auf ECT, BCT und Klebung haben können. Ergänzend verbessern regelmäßige Wareneingangskontrollen (z. B. Feuchte, Grammatur, Oberflächenrauheit) die Prozessstabilität in der Wellpappfertigung.
Herstellung und Faseraufbereitung
Rohpapier entsteht aus aufbereitetem Faserstoff. Bei Recyclingqualitäten werden Altpapiere sortiert, gereinigt und gegebenenfalls deinkt, bevor sie in den Stoffauflauf gelangen. Frischfaserpapiere basieren auf Zellstoff aus mechanischer und/oder chemischer Aufschlussung von Holz. Additive wie Stärke (zur Trockenfestigkeit), Leimungsmittel (zur Feuchteführung) und gegebenenfalls Pigmente (zur Oberfläche) modifizieren die Eigenschaften gezielt. Nach dem Stoffauflauf auf dem Sieb folgen Entwässerung, Pressen und Trocknen; abschließend sorgen Kalander für die gewünschte Oberfläche und Dicke.
Moderne Papiermaschinen nutzen geschlossene Wasserkreisläufe, optimierte Trockengruppen und Online-Messsysteme für Grammatur, Feuchte und Profil. Leimpresse und Streichaggregate ermöglichen gezielte Oberflächenfunktionen. Durch sorgfältiges Rohstoffmanagement und Prozessregelung lassen sich Schwankungen minimieren und die Konstanz der Rohpapiere für Wellpappe verbessern.
Lagerung und Handhabung
Eine sachgerechte Lagerung von Rohpapier ist entscheidend, um konstante Verarbeitungsergebnisse zu gewährleisten. Empfohlen werden gleichmäßige Umgebungsbedingungen (typisch ca. 20 °C und 50–60 % r. F.), geschützte Lagerung vor direkter Sonneneinstrahlung und Zugluft sowie ausreichende Akklimatisierungszeiten vor der Verarbeitung. Mechanische Beschädigungen an Kanten und Rollen sollten vermieden werden, da sie die Bahnfestigkeit und den Lauf im Wellpappwerk beeinträchtigen können.
Für den innerbetrieblichen Materialfluss sind definierte Handhabungsregeln sinnvoll: Rollen auf geeigneten Kernen lagern, Temperaturschocks vermeiden, Feuchtequellen fernhalten und Beschädigungen durch falsches Anheben oder Absetzen verhindern. Ein dokumentiertes First-in-First-out-Prinzip unterstützt die gleichbleibende Qualität im laufenden Betrieb.
- Akklimatisierung je nach Rollendurchmesser und Temperaturdifferenz ausreichend einplanen.
- Rollensteher und Keile verwenden, um Druckstellen und Ovalisierung zu vermeiden.
- Schutzkappen und Mantelpapiere nur unmittelbar vor der Verarbeitung entfernen.
- Rollenetiketten mit Spezifikationen, Chargen- und Feuchtewerten nachvollziehbar führen.
Nachhaltigkeitsaspekte
Rohpapier kann aus nachwachsenden Rohstoffen oder aus Recyclingströmen hergestellt werden. Hohe Stoffkreislaufquoten und die mehrfache Wiederverwendung von Fasern tragen zur Ressourcenschonung bei. Zertifizierungen (z. B. aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft) und energieeffiziente Produktionsprozesse sind weitere Bausteine. Gleichzeitig erfordern Frischfaserqualitäten Holz als Ausgangsstoff und damit den sorgfältigen Umgang mit Ökosystemen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Recycling- und Frischfaseranteilen unterstützt technische Anforderungen und ökologische Zielsetzungen.
Die ökobilanzielle Betrachtung umfasst Rohstoffherkunft, Energieeinsatz, Wasserführung, Chemikalienmanagement, Transportwege und das Ende des Lebenszyklus. Langlebige Faserkreisläufe mit hoher Wiederverwertungsquote und sortenreiner Erfassung verbessern die Umweltauswirkungen ohne die Performance der daraus gefertigten Verpackungen zu beeinträchtigen.
Vor- und Nachteile von Rohpapier
Die Vorteile von Rohpapier liegen in seiner hohen Verfügbarkeit und seiner Variabilität hinsichtlich der möglichen Eigenschaften der hergestellten Produkte. Dabei ist es umweltfreundlich, da es aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt oder recycelt werden kann. Nachteile können in Preis- und Qualitätsstreuungen sowie im Bedarf an intensiver Verarbeitung liegen, um gewünschte Produkteigenschaften zu erreichen. Zudem stellt die Herstellung von Rohpapier aus frischem Holz einen Eingriff in natürliche Ökosysteme dar.
- Vorteile: Anpassbare Festigkeiten, skalierbare Eigenschaften durch Leimung/Additive, gute Recyclingfähigkeit, breite Rohstoffbasis, bedarfsgerechte Oberflächenfunktionen (z. B. für Druck oder Feuchteeinfluss), potenziell hohe Materialeffizienz durch optimierte Grammaturen.
- Nachteile: Feuchte- und klimabedingte Sensibilität, potenzielle Schwankungen in Recyclingströmen, energie- und ressourcenintensive Herstellungsschritte, natürliche Alterung der Faser über mehrere Umläufe, begrenzte Feuchtebeständigkeit ohne zusätzliche Maßnahmen.
Fehlerbilder und Ursachen in der Verarbeitung
- Warp/Verzug: Ungleichmäßige Feuchteverteilung, unpassende Klebstoffviskosität oder Temperaturprofile.
- Delamination: Zu geringe Leimauftragmenge, zu hohe Porosität oder verschmutzte Oberflächen.
- Brüche/Risse: Lokale Beschädigungen an Rollenkanten, zu geringe Feuchte oder überhöhte Bahnspannung.
- Unsauberes Druckbild: Zu hohe Rauheit, ungleichmäßige Oberflächenleimung oder Feuchteschwankungen.
- Instabiler ECT/BCT: Streuungen in Grammatur, SCT/RCT und CMT oder falsche Faserausrichtung.
Zusammenfassung:
- Rohpapier ist eine unverarbeitete Papierart, die direkt aus dem Produktionsprozess stammt und noch weitere Veredelungen durchlaufen kann.
- Es dient als Basismaterial für viele Arten von Verpackungen, einschließlich Wellpappe, die wegen ihrer Robustheit und Flexibilität geschätzt wird.
- Durch seine hohe Anpassungsfähigkeit kann Rohpapier an spezifische Bedürfnisse von Unternehmen angepasst werden, was es zu einer idealen Wahl für individuelle und effiziente Verpackungslösungen macht.
- Entscheidend sind definierte Qualitätskennzahlen (z. B. Grammatur, RCT/SCT, Cobb), die in Verbindung mit Verarbeitung und Klima die Leistung der fertigen Konstruktion bestimmen.
- Eine geeignete Lagerung und die abgestimmte Auswahl von Liner- und Wellenstoffqualitäten sichern konstante Ergebnisse in der Produktion.
- Standardisierte Prüfbedingungen und Dokumentation der Messwerte ermöglichen verlässliche Vergleiche und eine präzise Spezifikation.
- Nachhaltige Rohstoffwahl und effiziente Prozesse unterstützen technische Anforderungen ebenso wie ökologische Zielsetzungen.
Veröffentlicht am 07.07.2024
Letzte Überarbeitung am 06.11.2025 um 11:53 Uhr von Sebastian Würth