Wichtiger Versandhinweis: Letzter regulärer Versandtag: Mittwoch, 17.12.25. Eingeschränkter Versand zwischen dem 18.12.25 und 6.01.26

Sofortkontakt

Wellstar-Packaging GmbH
Hubert-Weisser-Straße 2
78199 Bräunlingen

Tel. +49 (0)771 / 9294886-0
E-Mail info@wellstar-packaging.de

Elektrostatische Entladung

Im Verpackungssektor, insbesondere im Bereich der Wellpappe, spielt die elektrostatische Entladung eine fundamentale Rolle. Sie kann dazu führen, dass Produkte beschädigt werden oder deren Qualität beeinträchtigt wird. Reibung, Trennung von Materialien und unzureichend kontrollierte Klimabedingungen führen zu Ladungsaufbau, der sich schlagartig entladen kann. Das beeinflusst nicht nur empfindliche Elektronik, sondern auch Druckbild, Staubanziehung, Folienhaftung und Prozesssicherheit entlang der gesamten Lieferkette von der Herstellung über den Transport bis zur Lagerung. Relevante Prozessschritte sind dabei unter anderem das Abrollen und Vereinzelnen von Papier- und Folienbahnen, das Stanzen, Falzen, Kleben, Kaschieren sowie das Konfektionieren von Packmitteln. In diesen Prozessketten wirken triboelektrische Effekte und induzierte Felder zusammen, wodurch sich die Aufladung in trockener Umgebung stark verstärken kann.

Definition: Was versteht man unter elektrostatischer Entladung?

Unter elektrostatischer Entladung (ESD) versteht man die plötzliche Übertragung einer Ladung zwischen zwei Objekten, die ein unterschiedliches elektrostatisches Potenzial aufweisen. Dies geschieht, wenn die Spannung zwischen den Objekten so hoch ist, dass ein spontaner Stromfluss (Potenzialausgleich) eintritt. Ursache dafür ist meist der triboelektrische Effekt (Ladungstrennung durch Kontakt und Trennung), ergänzt durch induktive Aufladung, gefolgt von einer Entladung in Form von Funken-, Bürsten- oder Koronaentladungen. Bereits bei relativ niedriger relativer Luftfeuchte kann sich Ladung stark aufbauen; Spannungen im Kilovolt-Bereich sind in der Praxis nicht ungewöhnlich und reichen aus, um elektronische Baugruppen zu stören oder zu zerstören. Neben funktionalen Ausfällen treten latente Defekte auf, die erst später im Feldbetrieb sichtbar werden und die Zuverlässigkeit negativ beeinflussen.

Ursachen und Folgen von elektrostatischer Entladung im Zusammenhang mit Wellpappe

Die Ursache für elektrostatische Entladung im Kontext von Wellpappe ist oft eine ungenügende Kontrolle der Luftfeuchtigkeit in Lagerräumen. Die elektrostatische Aufladung kann bei der Herstellung, beim Transport oder der Lagerung der Wellpappe entstehen. Die Folgen können schwerwiegend sein, von der Beeinträchtigung der Druckqualität bis hin zu Beschädigungen von elektronischen Geräten, die in Wellpappe verpackt sind. Hinzu kommen prozessseitige Effekte: Papier- und Folienbahnen trennen sich, Etiketten haften ungleichmäßig, Staub wird angezogen, und Bediener können durch Entladungen kurzzeitig beeinträchtigt werden. Da Wellkarton abhängig vom Klima zwischen eher isolierend (trockene Bedingungen) und dissipativ (bei höherer Feuchte) schwankt, verändern sich Oberflächen- und Durchgangswiderstände dynamisch. Das beeinflusst sowohl die Ladungsaufnahme als auch die Fähigkeit, Ladung kontrolliert abzuleiten. In der Praxis zeigt sich dies in Störungen an Sensoren (z. B. Lichtschranken), unruhigem Bogenlauf, Registerfehlern im Druck sowie in unangenehmen Entladungen beim Berühren geerdeter Metallteile.

Methoden zur Vermeidung der elektrostatischen Entladung in der Wellpappe-Industrie

Es gibt mehrere Methoden zur Vermeidung oder Reduzierung der elektrostatischen Entladung. Dazu gehören der Einsatz von Antistatika, die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit im Lagerbereich und das vorsichtige Handling der Wellpappe, um Reibung und damit die Erzeugung von statischer Elektrizität zu vermeiden. Ergänzend sind organisatorische und technische Maßnahmen sinnvoll: ESD-gerechte Erdung von Arbeitsplätzen, Verwendung ionisierender Luft zur Neutralisation freier Ladungen, Trennung von hochisolierenden Materialien in ESD-Schutzzonen, Auswahl geeigneter Verpackungskonzepte (leitfähig, dissipativ oder abschirmend) sowie die Kennzeichnung und Prüfung von Materialien nach anerkannten Normen. Für sensible Elektronik sind mehrlagige Lösungen üblich, z. B. Wellkarton als Außenlage und innen ableitfähige Inlays, Schaumstoffe oder Abschirmbeutel, um sowohl mechanischen als auch elektrischen Schutz sicherzustellen. Zusätzlich können geerdete Fördereinrichtungen, ESD-Bodenbeläge, Handgelenkbänder, ableitfähige Arbeitsmatten und Potenzialausgleichsschienen die Ableitpfade stabilisieren. Wichtig ist ein dokumentiertes Instandhaltungs- und Prüfkonzept für Ionisatoren und Erdungspunkte, damit die Schutzwirkung langfristig erhalten bleibt.

Vor- und Nachteile der elektrostatischen Entladung

Ein Hauptvorteil bei der Kontrolle der elektrostatischen Entladung ist die Erhaltung der Qualität der Produkte, die in Wellpappe verpackt sind, insbesondere wenn es sich um elektronische Produkte handelt. Darüber hinaus kann die Reduktion der elektrostatischen Entladung dazu beitragen, die allgemeine Sicherheit im Arbeitsbereich zu verbessern. Hingegen erfordern die notwendigen Schritte zur Kontrolle der elektrostatischen Entladung Investitionen in spezielle Technologien sowie ständige Wartung und Überwachung. Dies kann sich als Nachteil für Unternehmen darstellen. Zu berücksichtigen sind zusätzlich der Schulungsaufwand für Mitarbeitende, die Dokumentation von Prüf- und Freigabeprozessen sowie die Abhängigkeit der Materialeigenschaften von Temperatur und relativer Luftfeuchte, was eine kontinuierliche Klimaüberwachung erforderlich macht. Dem steht gegenüber, dass reproduzierbare Prozesse, stabilere Druckergebnisse, weniger Staubprobleme und geringere Reklamationsraten die Prozesssicherheit und Gesamtanlageneffektivität nachhaltig erhöhen.

Materialklassen, Messgrößen und Normbezug

Für die Auslegung von Schutzlösungen sind Normen wie IEC 61340-5-1 (ESD-Schutz in Fertigung und Logistik) und zugehörige Prüfverfahren relevant. Neben den elektrischen Parametern spielen konstruktive Faktoren eine Rolle, etwa Geometrie, Wandaufbau, Schichtfolgen, Kontaktflächen sowie die präzisen praxisrelevante Abmessungen und tolerierte Maßbereiche der eingesetzten Packmittel, damit definierte Ableitpfade und Schirmeffekte reproduzierbar funktionieren. Übliche Prüfumgebungen sind 23 °C/50 % r. F. sowie Konditionierungen bei reduzierter Feuchte (z. B. 12–25 % r. F.), um worst-case-Bedingungen abzubilden. Für Verpackungen sind u. a. ANSI/ESD S541 (Verpackungsmaterialien) und ergänzende IEC-Teile zu Messaufbauten relevant.

Praxisempfehlungen für Wellkarton und ESD-empfindliche Güter

  • Klimaführung: Relative Luftfeuchte stabil zwischen ca. 40–60 % halten; trockene Luft begünstigt Aufladung.
  • Erdung und EPA: ESD-Schutzzonen mit geerdeten Arbeitsflächen, Werkzeugen und Personenableitung (Schuhe, Handgelenkbänder) einrichten.
  • Ionisation: Ionisatoren an Positionen mit freischwebenden Ladungen (z. B. Papiereinzug, Abpackstationen) einsetzen.
  • Materialauswahl: Für Elektronik dissipative bzw. abschirmende Verpackungskomponenten verwenden; Standardkartonage mit geeigneten Inlays kombinieren.
  • Beschichtungen/Inlays: Antistatische Ausrüstungen, leitfähige Beschichtungen oder Zwischenlagen (z. B. ableitfähige Schäume, Beutel) nutzen.
  • Prozessgestaltung: Reibung und schnelles Trennen von Folien/Papieren minimieren; Gleitmittel und Bahnbespannungen prüfen.
  • Qualifizierung: Wareneingangsprüfung elektrischer Kennwerte, regelmäßige Requalifizierung und Dokumentation der Ergebnisse.
  • Kennzeichnung: ESD-Warn- und Handhabungshinweise anbringen, um Fehlbedienung zu vermeiden.
  • Verpackungsdesign: Ableitfähige Kontaktflächen und definierte Erdungspunkte einplanen; Schirmgeometrien und Wandaufbauten konsistent gestalten.
  • Logistik & Handling: Geerdete Fördertechnik, ableitfähige Transporthilfsmittel und kontrollierte Umschlagsbereiche verwenden.

Typische Fehlerquellen und wie man sie vermeidet

  • Ungeeignete Kombinationen: Isolierende Füllstoffe in direktem Kontakt mit Elektronik. Abhilfe: dissipative/leitfähige Polster und Abstandshalter.
  • Unkontrolliertes Klima: Schwankende Feuchte führt zu unvorhersehbarem Verhalten. Abhilfe: Klimamonitoring und -regelung.
  • Fehlende Erdung: Personen und mobile Arbeitsplätze nicht geerdet. Abhilfe: Erdungskonzepte und regelmäßige Prüfungen.
  • Keine Prüfung: Elektrische Materialparameter werden nicht gemessen. Abhilfe: standardisierte Messungen nach IEC/ANSI/ESD.
  • Reibintensive Abläufe: Schnelles Abziehen von Folien oder Linern. Abhilfe: Prozessgeschwindigkeit und Winkelführung optimieren.
  • Falsch platzierte Ionisation: Ionisatoren ohne Sichtlinie zur Ladungsquelle. Abhilfe: Position, Luftstrom und Wartung anpassen.
  • Inhomogene Materialien: Uneinheitliche Beschichtungen verursachen lokale Hotspots. Abhilfe: Materialchargen qualifizieren und dokumentieren.

Physikalische Grundlagen und Einflussfaktoren

Die Triboaufladung entsteht, wenn zwei Materialien unterschiedlichen triboelektrischen Verhaltens in Kontakt kommen und sich wieder trennen. Papier- und Wellpappestrukturen enthalten hygroskopische Fasern; sinkt die Feuchte, steigt der spezifische Widerstand, wodurch Ladungen schlechter abfließen. Induzierte Aufladung tritt auf, wenn geladene Körper in der Nähe leitfähiger Strukturen Felder erzeugen und dadurch Ladungstrennung auslösen. Relevante Einflussgrößen sind Materialpaarung, Oberflächenrauheit, Kontaktfläche, Trennwinkel, Geschwindigkeit, Temperatur und Feuchte. Das Ziel im Verpackungskontext ist ein kontrolliertes „Leitfähigkeitsfenster“: hoch genug, um Kurzschlüsse zu vermeiden, aber niedrig genug, um Ladung sicher und reproduzierbar abzuleiten.

Beispiele aus der Praxis

Beim Abziehen von silikonisierten Linern von Klebebändern können Bürstenentladungen auftreten, die Druckbild und Etikettierqualität beeinflussen. Beim Kaschieren von Folien auf Karton genügt trockene Winterluft, um mehrere Kilovolt aufzubauen; ohne Ionisation kann dies zu Anziehung von Partikeln führen, die wiederum die Oberflächenqualität und Haftfestigkeit beeinträchtigen. In der Kommissionierung elektronischer Baugruppen in Wellpappverpackungen stabilisieren dissipative Einlagen die Feldverteilung und reduzieren das Risiko latenter Schäden.

Mess- und Prüfverfahren in der Anwendung

Für die Bewertung werden neben Oberflächen- und Durchgangswiderständen auch Feldstärken mit Elektrometer/Feldmeter, Auflade- und Entladezeiten (z. B. nach Charged-Plate-Methoden) sowie Kontaktpotenziale betrachtet. Prüfungen erfolgen nach definierten Klimazuständen, etwa 23 °C/50 % r. F. sowie trockenen Bedingungen. Wichtig sind kalibrierte Messgeräte, dokumentierte Messpunkte (z. B. Innen- und Außenflächen, Kanten, Inlays) und regelmäßige Requalifizierungen. Für Verpackungen mit mehrlagigem Aufbau sollten Ableitpfade vom Produkt bis zur Außenseite nachvollziehbar geprüft werden, einschließlich Übergangswiderstände an Klebeflächen und Schnittkanten.

Begriffsabgrenzung: ESD, antistatisch, abschirmend

„Antistatisch“ beschreibt häufig Materialien oder Ausrüstungen, die die Aufladung reduzieren (z. B. durch Additive oder Feuchte). „Dissipativ“ kennzeichnet definierte, mittelohmige Ableitung ohne abrupten Stromfluss. „Leitfähig“ steht für sehr niedrige Widerstände und wird für Schirmung oder definierte Erdung genutzt. „Abschirmend“ bezeichnet Verpackungen, die elektrische Felder wirksam blockieren (Faradayscher Käfig), oft in Kombination mit leitfähigen Schichten. Eine Wellpappverpackung kann diese Eigenschaften durch Beschichtungen, Laminierungen oder Einlagen gezielt kombinieren.

Checkliste zur Umsetzung im Verpackungsprozess

  • Materialauswahl anhand definierter Widerstandsfenster und dokumentierter Prüfwerte treffen.
  • Klimaführung im Lager und an Maschinen einrichten und überwachen.
  • Erdungs- und Ionisationskonzept erstellen, Verantwortlichkeiten festlegen.
  • Musterbau und Validierung mit realen Produkten und Transportprofilen durchführen.
  • Beschriftung und Handhabungshinweise an Packmitteln konsistent anbringen.
  • Wartung, Kalibrierung und Schulung zyklisch planen und protokollieren.

Zusammenfassung:

  • Die elektrostatische Entladung (ESD) ist ein plötzlicher Stromfluss, der durch ein überschüssiges elektrisches Feld verursacht wird. Dies kann beispielsweise auftreten, wenn zwei verschiedene Materialien aneinander reiben.
  • ESD kann in der Produktion und Verpackung zu Schäden führen. Verpackungen aus Wellpappe können dabei Schutz bieten, da sie ESD ableiten und somit die Produkte vor Beschädigungen schützen können.
  • Unternehmen, die empfindliche elektronische Komponenten herstellen und liefern, können durch den Einsatz von ESD-sicheren Verpackungen aus Wellpappe erheblich profitieren und teure Schäden und Produktverluste vermeiden.
  • Die Wirkung von Wellkarton hängt stark von Klima und Oberflächenwiderständen ab; dissipative/abschirmende Komponenten erhöhen die Schutzwirkung für Baugruppen.
  • Wirksame ESD-Kontrolle entsteht durch das Zusammenspiel aus Materialwahl, Erdung, Ionisation, kontrollierter Luftfeuchte und konsequenter Prüfung nach Norm.
  • Ein dokumentiertes ESD-Management mit regelmäßiger Qualifizierung und klaren Ableitpfaden stabilisiert Prozesse, reduziert Reklamationen und unterstützt reproduzierbare Verpackungsqualität.

Veröffentlicht am 11.06.2025
Letzte Überarbeitung am 10.10.2025 um 10:43 Uhr von Julia Kopp

Zitieren oder teilen Sie diesen Artikel gerne!