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Falttechniken
Falttechniken spielen eine zentrale Rolle in der Welt der Wellpapp-Verpackungen. Sie beeinflussen maßgeblich das Endprodukt und dessen Qualität. Die Anwendung verschiedener Falttechniken ermöglicht es, die flexiblen Eigenschaften der Wellpappe optimal auszunutzen und individuelle Verpackungslösungen herzustellen. Präzise definierte Biegelinien, sauber ausgeführte Rillungen und aufeinander abgestimmte Zuschnitt-Geometrien bestimmen, wie zuverlässig ein Zuschnitt zur funktionsfähigen Schachtel, Kiste oder Umverpackung transformiert wird. Dadurch lassen sich Stabilität, Handhabung, Materialeffizienz und Schutzwirkung gezielt steuern. Darüber hinaus definieren Faltfolgen das Aufrichtverhalten, die Packgutfixierung und die Kantenfestigkeit, beeinflussen das Packvolumen sowie die Palettenauslastung und ermöglichen eine prozesssichere Automatisierung in Aufricht- und Klebelinien.
Definition: Was versteht man unter Falttechniken?
Falttechniken sind spezielle Methoden, mit denen Wellpappe geformt und kontrolliert umgelegt wird. Sie dienen der Gestaltung von Verpackungen und ermöglichen eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten. Die Falttechniken variieren je nach Anforderungen des Endprodukts und beeinflussen Eigenschaften wie Stabilität und Form der Verpackung. Im Kern umfassen sie das Anlegen von Biegelinien (Rillen/Creasen), das Einbringen von Schlitzen und Stanzkonturen sowie das kontrollierte Umlegen von Klappen und Laschen, sodass aus flachen Zuschnitten dreidimensionale Gebinde entstehen. Falttechniken berücksichtigen zudem Konstruktionsdetails wie Laschenpositionen, Staubklappen, Kantenverdopplungen, Boden- und Deckelkonstruktionen (z. B. Automatikboden oder Steckboden) sowie Verschlussarten (Kleben, Klammern, Stecken). Sie sind damit ein zentrales Element werkstoffgerechter Umformung, das Zielgrößen wie Aufrichtkraft, Öffnungsmoment und Maßhaltigkeit definiert.
Grundprinzipien und Einflussgrößen
Damit Faltungen reproduzierbar funktionieren, müssen Material, Werkzeug und Prozessparameter aufeinander abgestimmt sein. Maßgebliche Faktoren sind unter anderem:
- Materialaufbau: Wellenart (z. B. E-, B-, C- oder Doppelwelle), Papierqualitäten und Dicke bestimmen Biegeverhalten und Rückstellkräfte.
- Laufrichtung: Die Orientierung der Wellen beeinflusst, ob ein Falz mit oder gegen die Wellen gelegt wird und wie stark das Risiko von Kantenbrüchen ist.
- Rillgeometrie: Breite, Tiefe und Form der Rille müssen zur Materialdicke passen, um Knicken statt Brechen zu erzeugen.
- Klimabedingungen: Feuchte und Temperatur wirken auf Steifigkeit, Faserschädigung und Maßhaltigkeit.
- Prozessführung: Maschineneinstellungen (Druck, Geschwindigkeit, Anpressung) und die Reihenfolge der Verarbeitungsschritte.
- Werkzeugzustand: Verschleiß an Rill- und Stanzwerkzeugen, Shore-Härte von Gummierungen und präzise Zylinderabstände beeinflussen die Biegequalität.
- Oberflächen und Kaschierungen: Lacke, Folien, Kaschierpapiere und Druckfarben verändern die Faserbeweglichkeit und erfordern angepasste Rillparameter.
- Planlage und Zuschnittgenauigkeit: Verzogene Bögen, Gratbildung oder unsaubere Schnittkanten führen zu schiefen Faltungen und Spaltmaßabweichungen.
- Faserrohstoff und Feuchtehaushalt: Recyclinganteil, Leimung und Papierfeuchte beeinflussen Rissneigung, Rückstellkräfte und Biegewechselbeständigkeit.
Einsatzgebiete der Falttechniken
Wellpappe ist im Verpackungssektor weit verbreitet. Ob in der Lebensmittelindustrie, im Online-Handel oder in der Logistik – überall dort, wo Güter sicher und effizient transportiert werden müssen, kommen Falttechniken zum Einsatz. Sie ermöglichen die Gestaltung von Kartons, Schachteln oder tonnenähnlichen Verpackungslösungen, die den Anforderungen des jeweiligen Produkts gerecht werden. Darüber hinaus sind Faltschachteln für Konsumgüter, Faltkisten für Industriekomponenten sowie konstruktive Einlagen zur Fixierung empfindlicher Waren typische Anwendungsfelder, in denen eine exakt geplante Faltung die Funktionalität verbessert und Montagezeiten verkürzt. Ergänzend finden Falttechniken Verwendung in Shelf-Ready-Verpackungen, Display- und Traylösungen, Versand- und E-Commerce-Verpackungen mit definierten Öffnungshilfen sowie in Verpackungen mit speziellen Anforderungen an Hygiene, Belüftung oder Sichtfenster.
Arten von Falttechniken
Falttechniken können grob in zwei Kategorien unterteilt werden: solche, die hauptsächlich der Stabilität dienen, und solche, die vor allem der optischen Gestaltung dienen. Die erste Kategorie umfasst beispielsweise die Technik des Rillens, bei der in der Wellpappe Linien eingezogen werden, um das Falten zu erleichtern. Bei der zweiten Kategorie, der optischen Gestaltung, kommen verschiedene Techniken wie das Prägen oder Schnitte zur Anwendung, mit denen Verpackungen individualisiert und an bestimmte Designanforderungen angepasst werden können. In der Praxis werden häufig hybride Ansätze umgesetzt, bei denen funktionale Faltungen mit zusätzlichen Features kombiniert werden. Zusätzlich werden je nach Konstruktion male/female-Crease-Setups, Kantenverdopplungen und Krempelfalze eingesetzt, um Kanten zu stabilisieren oder Griffzonen zu formen.
Funktions- und Stabilitätsfaltungen
- Rillen/Creasen: Erzeugt eine definierte Biegezone, reduziert Faserbruch und ermöglicht saubere Kanten. Die Rillbreite wird an die Dicke des Materials angepasst.
- Schlitzung/Slotten: Öffnet Klappenbereiche und definiert Laschengeometrien für Standard-Faltkisten (z. B. klassische Klappenkonstruktionen).
- Vorfalzen: Entlastet das Material vor der Endfaltung, verbessert die Wiederholgenauigkeit und verringert Rückstellkräfte.
- Klebefalz/Laschenfalz: Fügt Zuschnittteile dauerhaft zusammen, etwa bei vorgeklebten Schachteln mit Automatikboden.
- Krempeln/Umkanten: Verdoppelt Kanten oder bildet stabile Stege; erhöht Stoßfestigkeit und Kantenstabilität an Öffnungen.
- Steckboden/Automatikboden: Konstruktive Bodenelemente, die sich beim Aufrichten verriegeln und eine flächige Lastabtragung erlauben.
- Doppelfalz/Kantenverdopplung: Rückgefaltete Bereiche erzeugen höhere Biegesteifigkeit und schützen empfindliche Kanten.
Gestaltungs- und Funktionsfeatures
- Prägen/Embossing: Für strukturierte Oberflächen oder Markierungen, ohne die tragende Funktion wesentlich zu beeinträchtigen.
- Reiß- und Öffnungshilfen: Mikro-Schnitte und definierte Linien erleichtern die Entnahme von Inhalten und erhöhen die Nutzerfreundlichkeit.
- Perforationen: Gezielte Lochreihen ermöglichen kontrolliertes Aufreißen oder Belüftung; siehe Ausführliche Erklärung zur Perforation in Verpackungen.
- Einstecklaschen und Verriegelungen: Selbsthaltende Verschlüsse, die ohne zusätzliche Hilfsmittel sichere Verschlusskräfte erzeugen.
- Sichtfenster-Ausstanzungen: Kombination aus Stanzung und Faltung zur formstabilen Integration transparenter Bereiche.
Prozessbezogene Techniken
- Rotationsrillen und -stanzen: Inline-Verarbeitung auf Wellpappenanlagen für hohe Stückzahlen mit konstanter Qualität.
- Flachbettstanzen: Besonders geeignet für komplexe Konturen und konstruktive Einlagen mit mehreren Faltlinien.
- Faltschachtel-Klebemaschinen: Automatisiertes Falten und Verkleben vorgefertigter Zuschnitte für effiziente Weiterverarbeitung.
- Digitales Rillen/Plotten: Flexible Fertigung kleiner Lose und Prototypen, z. B. mittels Laser-Creasing oder Messerplotter.
- Register- und Qualitätskontrolle: Kamera- und Sensorsysteme zur Überwachung von Rilllage, Klebenaht und Faltwinkeln.
Vor- und Nachteile von Falttechniken
Die Anwendung von Falttechniken bietet mehrere Vorteile und eröffnet ein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten. Sie ermöglichen eine schnelle und effiziente Produktion von individuellen Verpackungen. Zudem bieten sie Flexibilität in Bezug auf Größe, Form und Design der Verpackung. Eine Herausforderung bei der Anwendung von Falttechniken kann die erforderliche Präzision sein. Ein nicht exakt ausgeführter Falz kann die Stabilität der Verpackung und das Aussehen beeinträchtigen. Hinzu kommen potenzielle Materialeffekte wie Kantenbruch, Faserausriss oder Verzug, insbesondere wenn Rillbreite und Materialdicke nicht harmonieren oder Klimabedingungen ungünstig sind. Ebenso kann die Bedruckung im Falzbereich reißen, wenn Lackschichten und Faserdehnungen nicht aufeinander abgestimmt sind.
- Vorteile: Materialeffizient, flach anlieferbar, schnelle Montage, gute Schutzwirkung durch definierte Kanten und Flächen, skalierbar von Klein- bis Großserie, kompatibel mit automatisierten Aufricht- und Klebeprozessen, anpassbar an unterschiedliche Packgüter und logistische Anforderungen.
- Nachteile: Abhängigkeit von exakter Werkzeugauslegung, Risiko von Rückstellkräften (Springback), erhöhte Anforderungen an Maßhaltigkeit und Prozessstabilität, potenzielle Empfindlichkeit gegenüber Klimawechseln, erhöhte Komplexität bei kaschierten oder stark bedruckten Oberflächen.
Qualitätskriterien und Prüfung
Die Qualität von Faltungen wird über funktionale und optische Merkmale bewertet. Wichtige Kriterien sind:
- Kantenbild und Biegequalität: Gleichmäßige Falzlinien ohne Aufplatzen oder Wellenbruch.
- Passgenauigkeit: Klappen schließen bündig, Laschen greifen sicher, Spaltmaße bleiben im Toleranzbereich.
- Belastbarkeit: Stauch- und Stapelfestigkeit in Abhängigkeit von Materialaufbau und Faltkonzept.
- Wiederholgenauigkeit: Konstante Ergebnisse über die gesamte Serie durch stabile Prozessparameter.
- Faltwinkel und Aufrichtkräfte: Zielkonforme Winkel und definierte Öffnungs- bzw. Schließmomente für eine sichere Handhabung.
- Klebenahtqualität: Haftung, Nahtüberdeckung und Klebstoffauftrag ohne Nasenbildung oder Leerstellen.
- Klimaresilienz: Maßhaltigkeit und Falzbild nach Feuchte- und Temperaturwechseln.
Typische Fehlerbilder und Abhilfe
- Kantenbruch/Faserausriss: Rillkanal verbreitern, Rilltiefe anpassen, Faltung mit der Wellenrichtung prüfen.
- Öffnende Klappen (Springback): Vorfalzen, Anpressdruck optimieren, Materialfeuchte kontrollieren.
- Schief stehende Kanten: Zuschnittgeometrie und Schlitzpositionen nachjustieren, Werkzeugverschleiß prüfen.
- Maßabweichungen: Prozessreihenfolge stabilisieren, Temperatur/Feuchte regulieren, Toleranzen der Werkzeuge kalibrieren.
- Risse im Druck/Lack: Rilllage zur Druckgrafik anpassen, Lackflexibilität prüfen, Rillbreite erhöhen.
- Unsaubere Klebenaht: Leimmenge und Viskosität anpassen, Andruck und Register kontrollieren, Trocknungsbedingungen verbessern.
Konstruktionsrichtlinien und Toleranzen
Eine robuste Faltkonstruktion berücksichtigt definierte Toleranzen für Rilllage, Schlitzposition und Zuschnittmaße. Faltfolgen werden so gewählt, dass Lasten über Kanten und Flächen abgetragen werden und kritische Zonen (z. B. Öffnungen, Grifflöcher) durch Kantenverdopplungen geschützt sind. Konstruktive Details wie Staubklappen, Verriegelungsnasen und Einstecklaschen werden hinsichtlich Greifbarkeit, Öffnungskraft und Prozessfähigkeit dimensioniert.
- Rill- und Schlitzlage: Toleranzketten so auslegen, dass Spaltmaße und Überdeckungen auch bei Klimaeinflüssen eingehalten werden.
- Faltfolge: Reihenfolge der Umlegungen so definieren, dass Kollisionen, Aufbauschen und Materialstau vermieden werden.
- Kanten- und Eckbereiche: Gezielte Verdopplungen oder Krempelungen für stoßbelastete Bereiche vorsehen.
Material- und Nachhaltigkeitsaspekte
Über Falttechniken lässt sich die Materialmenge effizient einsetzen, ohne die Schutzwirkung zu beeinträchtigen. Durch optimierte Rillgeometrien und angepasste Faltfolgen kann Material reduziert, das Packvolumen verringert und die Palettenauslastung verbessert werden. Monomaterial-Konzepte erleichtern das Recycling; falz- und rillgerechte Bedruckungen unterstützen die Wiederverwertbarkeit, indem sie Rissbildungen und Faserbruch minimieren.
- Ressourceneffizienz: Materialeinsatz, Flächenlayout und Faltfolge auf minimalen Verschnitt und maximale Raumausnutzung ausrichten.
- Recyclingfreundlichkeit: Vermeidung unnötiger Beschichtungen im Falzbereich, um Faserschädigungen zu reduzieren.
Montage, Ergonomie und Logistik
Die Falttechnik beeinflusst die Aufrichtgeschwindigkeit, den ergonomischen Griffablauf und die Prozesszeiten an der Packlinie. Klar geführte Klappen, gut greifbare Laschen und definierte Öffnungsmomente erleichtern manuelle und automatisierte Montage. In der Logistik begünstigen flache Anlieferung und stapelstabile Kanten die Lagerhaltung und den Transport.
- Aufrichtbarkeit: Markierte Biegelinien und Vorfalzen beschleunigen die Montage ohne Qualitätsverlust.
- Packprozess: Faltungen so gestalten, dass Einlegeschritte und Verschlüsse intuitiv und fehlerarm erfolgen.
- Transportstabilität: Kantenführung und Flächenauflage auf Paletten für sichere Lastabtragung auslegen.
Praxisnahe Beispiele für Faltkonzepte
- Standard-Faltkiste (z. B. mit vier Klappen): Schlitzung und Rillen definieren Boden- und Deckelklappen, schnelles Verschließen per Klebeband oder Klammerung.
- Vorgeklebte Faltschachtel mit Automatikboden: Vorkonfektionierte Laschenfalze ermöglichen zügiges Aufrichten per Hand, stabiler Boden durch überlappende Elemente.
- Konstruktive Einlage: Mehrfach gefaltete Zuschnitte fixieren sensible Produkte, reduzieren Bewegung im Innenraum und erhöhen die Schutzwirkung.
- Shelf-Ready-Verpackung (SRP): Kombination aus Perforationen, Rillen und Sichtfenstern für schnelle Regalbestückung und verbesserte Entnahme.
- Versandverpackung mit Öffnungshilfe: Integrierte Reißstreifen und definierte Faltungen ermöglichen sicheres Öffnen und optionales Wiederverschließen.
Zusammenfassung:
- Falttechniken sind ein Schlüsselfaktor für effiziente Verpackungsprozesse und bieten eine breite Palette an Möglichkeiten für maßgeschneiderte Verpackungslösungen.
- Wellpappe ist aufgrund ihrer Flexibilität und Stabilität optimal für verschiedene Falttechniken geeignet, was sie zu einem idealen Material für „Verpackungen“ macht.
- Mithilfe spezieller Falttechniken kann das Packvolumen optimiert werden, was zu geringeren Transport- und Lagerkosten führt, und gleichzeitig ein hoher Schutz des Inhalts gewährleistet wird.
- Qualität entsteht durch das Zusammenspiel aus passender Rillgeometrie, geeigneter Wellenart, kontrollierten Klimabedingungen und präziser Prozessführung.
- Sauber geplante Faltungen erhöhen die Montagegeschwindigkeit, minimieren Materialschäden und sorgen für wiederholbare Ergebnisse in Serie.
- Durch abgestimmte Faltfolgen, geeignete Verschlüsse und materialespezifische Rillparameter lassen sich Handhabung, Stabilität und Ressourceneinsatz zielgerichtet optimieren.
Veröffentlicht am 10.08.2024
Letzte Überarbeitung am 30.09.2025 um 14:21 Uhr von Julia Kopp