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Handeinlegung
Bei der Produktion von Lösungen aus Wellpappe nimmt die Handeinlegung eine zentrale Rolle ein. Sie beschreibt den gezielten manuellen Einlegevorgang von Waren in vorbereitete Zuschnitte, Schachteln oder Gefache und ermöglicht eine sichere, lagegerechte Platzierung auch variierender Artikel. Ihre Relevanz ergibt sich aus der großen Flexibilität bei Formaten, Stückzahlen und Produktvarianten sowie aus den gestalterischen Möglichkeiten, die sich bei der Verarbeitung von Wellpappe und ergänzenden Einlagen ergeben. In der Praxis verbindet die Handeinlegung ergonomische Handgriffe mit wiederholgenauer Positionierung, um Produkte materialschonend, effizient und dokumentiert in Verpackungseinheiten einzubringen. Sie eignet sich besonders für Serienanläufe, Kleinserien, Musterfertigungen und variantenreiche Sortimente, in denen Abmessungen, Toleranzen und Oberflächenanforderungen häufig wechseln.
Definition: Was versteht man unter Handeinlegung?
Unter dem Begriff Handeinlegung versteht man ein Verfahren aus der Wellpappindustrie und der Konfektionierung. Dabei werden Inhalte manuell in eine vorbereitete Einheit eingelegt, typischerweise flache, flexible oder empfindliche Produkte wie Drucksachen, Textilien, Elektronikbaugruppen, Kosmetik, Komponenten oder Musterteile. Ziel ist das form- und positionsgerechte Einbringen des Artikels, um Schutz, Stabilität und eine saubere Präsentation zu gewährleisten. Im Gegensatz zu vollautomatisierten Pick-and-Place-Prozessen erlaubt die Handeinlegung eine situative Anpassung an Toleranzen, Oberflächen, Losgrößen und variantenreiche Sortimente. Sie schließt dabei auch händisches Ausrichten, punktgenaues Fixieren in Inlays sowie das sichere Führen empfindlicher Kanten mit ein und unterstützt so eine konstant hohe Packqualität bei wechselnden Anforderungen.
- Synonyme: manuelle Einlegung, manueller Packvorgang, manuelle Konfektionierung, Einlegearbeit, händische Einbringung, manuelles Einsetzen, Handkonfektion
- Abgrenzung: teilautomatisierte Einlegung (Assistenzsysteme), vollautomatisierte Einleger (Roboter, Pick-and-Place), kollaborative Systeme (Cobots) mit teilweiser Handführung
- Typische Artikel: flache Güter, Beutelware, konfektionierte Sets, fragile Einzelstücke, Bauteile mit empfindlichen Oberflächen, optische Komponenten, lackierte oder polierte Teile, Kleinserien-Module
Prozess der Handeinlegung
Der Prozess der Handeinlegung beginnt mit der Bereitstellung der Verpackungseinheit und des Inhalts. Danach folgt die kontrollierte, manuelle Einlage, optional mit Fixierung durch Einlagen oder Polster. Anschließend wird die Einheit verschlossen und gekennzeichnet. Bei Großserien oder hohen Stückzahlen unterstützen Assistenzsysteme und spezialisierte Einlegestationen den Ablauf; in einigen Fällen lässt sich der Vorgang teil- oder vollautomatisieren. Entscheidend sind klar definierte Arbeitsschritte, ergonomische Greifwege, nachvollziehbare Prüfmerkmale sowie die Dokumentation, um Reproduzierbarkeit, Arbeitsschutz und konstante Qualität sicherzustellen.
- Vorbereitung: Bereitstellung und Sichtprüfung von Zuschnitten, Inlays und Produkt; Arbeitsplatzorganisation, Ergonomie, Hilfsmittel. Dazu zählen Sauberkeit der Flächen, ESD- und Hygienevorgaben sowie die Kontrolle von Abmessungen und Toleranzen.
- Einrichten: Anpassen von Anschlägen, Schablonen oder Lehren für wiederholgenaue Positionierung. Maßhaltigkeit wird durch Referenzkanten und Positioniermarken unterstützt, um die Lage der Artikel eindeutig festzulegen.
- Aufnahme des Produkts: Greifen, Ausrichten, ggf. Reinigung/Entstaubung, Umgang mit Handschuhen oder ESD-Anforderungen. Berührungsarme Handhabung und geeignete Greiftechniken reduzieren Oberflächenrisiken.
- Positionierung: Einlegen in Schachtel, Tray, Gefach oder Fixierelement; Kontrolle der Lage. Die Lageorientierung erfolgt nach definierten Merkmalen (Vorderkante, Schriftzug, Sichtseite) zur präsentationsgerechten Ausrichtung.
- Fixierung/Polsterung: Einbringen von Einlagen, Zwischenlagen, Polstern oder Fixierrahmen. Materialwahl (Papierpolster, Schaum, Kartonstege) richtet sich nach Stoß-, Druck- und Vibrationsbelastung im Transport.
- Verschließen: Falten, Kleben, Heften oder Nutzung von Selbstklebestreifen; Kantenkontrolle. Dabei sind definierte Anpresskräfte, Trocknungszeiten und Klebstoffkompatibilität mit der Wellpappe zu beachten.
- Kennzeichnen: Etikett, Chargen-/Serieninformationen, Beipack; Dokumentation. Barcodes, Datamatrix oder Farbcodes erleichtern Rückverfolgbarkeit und Verwechslungssicherheit.
- Qualitätsprüfung: Sichtkontrolle, Funktionsprobe (z. B. Schütteltest), Stichproben, Freigabe. Ergänzend können Fall- und Vibrationsprüfungen sowie AQL-basierte Stichprobenpläne vorgesehen werden.
Hilfsmittel und unterstützende Systeme
- Einlegelehren, Anschläge, Positioniermarken und Schablonen; Konturauflagen und Leitscheiben zur Lagefixierung
- Polster- und Einlagesysteme, Zwischenlagen, Kantenschutzelemente; variable Gefache und steckbare Inlays für unterschiedliche Artikelgrößen
- Assistenzanzeigen (Fotos, Piktogramme), Pick-by-Light, Waagen zur Vollständigkeitskontrolle; Scanner zur Identifikation und Chargenzuordnung
- Ergonomische Ablagen, Drehteller, Hebehilfen, rutschfeste Unterlagen; ESD-Matten und Handschutz zur sicheren Handhabung
Industrien, die Handeinlegung nutzen
Ein großer Teil der Anwender, die Lösungen aus Wellpappe einsetzen, greift auf die Handeinlegung zurück. Dazu zählen Lebensmittel- und Genussmittelhersteller (sekundäre Umverpackung), Kosmetik, Pharma (mit geeigneten Hygienekonzepten), Elektronik und Elektrotechnik, Automotive und Zulieferer, Maschinen- und Gerätebau, Möbel- und Wohnaccessoires, E‑Commerce und Fulfillment, Druck- und Verlagsprodukte sowie Museen oder Archive. Besonders bei Einzelstücken, variantenreichen Sortimenten, Vorserien und kleinen Auflagen ist die Handeinlegung aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit etabliert. Ebenso profitieren Medizintechnik, Feinkost und Manufakturanwendungen, in denen saubere Kanten, exakte Abmessungen und eine ansprechende Präsentation gefordert sind.
Vor- und Nachteile von Handeinlegung
Vorteile
- Hohe Flexibilität bei Formaten, Varianten und wechselnden Stückzahlen; schnelle Umstellung zwischen Produkten ohne lange Rüstzeiten
- Schonende Handhabung sensibler, zerbrechlicher oder oberflächenkritischer Produkte; reduzierte Kratz- und Druckstellen durch kontrollierte Greifpunkte
- Geringe oder keine Werkzeugkosten, kurze Anlaufzeiten; geeignet für Pilotserien, Sondermaße und saisonale Sortimente
- Präzise Einlage auch bei komplexen Inlays, passgenauen Gefachen oder Setbildungen; klare Orientierung an Funktions- und Sichtflächen
- Einfaches Reagieren auf Toleranzen, Materialschwankungen und Sonderfälle; variable Polsterkonzepte und modulare Einlagen
Nachteile
- Höherer Personal- und Zeitaufwand bei großen Stückzahlen; Taktzeit und Durchsatz sind stärker von der Ergonomie abhängig
- Potenzielle Qualitätsstreuung ohne standardisierte Prüf- und Arbeitsanweisungen; Schulungsbedarf für reproduzierbare Ergebnisse
- Abhängigkeit von Qualifikation, Schulung und Ergonomie am Arbeitsplatz; Leistungsfähigkeit variiert je nach Komplexität des Packguts
- Begrenzte Skalierbarkeit gegenüber vollautomatisierten Lösungen; Wirtschaftlichkeit ab gewissen Volumina eingeschränkt
Entscheidungskriterien
- Stückzahl, Taktzeit und geforderte Durchsatzleistung; Volatilität der Nachfrage und Spitzenlasten
- Varianz und Komplexität des Artikels bzw. der Baugruppen; Anzahl und Art der Einzelteile in Sets
- Empfindlichkeit, Sauberkeit, ESD- oder Hygienebedarf; Oberflächenanforderungen und Reinheitsklassen
- Investitionsrahmen, Werkzeug- und Rüstkosten, Losgrößenmix; Anforderungen an Rückverfolgbarkeit und Dokumentation
Anwendung der Handeinlegung in der Praxis
In der Praxis zeigt die Handeinlegung bei der Verpackung von Geschenkartikeln, Einzelstücken oder maßgefertigten Produkten ihre Stärken. Zusätzlich profitieren Warensets, Musterkollektionen, Ersatzteilkits, konfektionierte Kabel- oder Dichtungssätze sowie empfindliche Oberflächen von der manuellen Platzierung. Je nach Anforderung kommen Papierpolster, Luftpolsterkissen, Schaumzuschnitte, Einlagen oder Fixierramen zum Einsatz. Wichtig sind passgenaue Maße, geeignete Toleranzen und eine lagegerechte Fixierung, damit die Einheit Transportbelastungen standhält. Für vertiefende Grundlagen bieten sich weiterführende Hinweise zu Abmessungen in der Praxis an. Das Produkt wird in der Wellpappe positioniert und bei Bedarf mit Füllmaterial abgestützt; die Einheit schützt so beim Transport und kann zugleich als geordnete Präsentationsfläche dienen. Ergänzend werden häufig FEFCO-gerechte Zuschnitte, Kreuzgefache und Mehrkammerlösungen verwendet, um mehrere Artikel sicher in einer Schachtel zu führen.
Best Practices und Qualitätssicherung
- Arbeitsanweisung mit Fotos/Skizzen, Prüfpunkte klar definieren; eindeutige Lagesymbole und Farbcodes einsetzen
- Fehlervermeidung durch Lehren, Anschläge und eindeutige Markierungen; Poka-Yoke-Elemente zur Verwechslungssicherheit
- Stichproben, Vier-Augen-Prinzip oder digitale Checklisten einplanen; Abweichungen dokumentieren und Ursachen analysieren
- Ergonomie: Greifräume, Arbeitshöhen, Beleuchtung und Rotationspläne beachten; Belastungsspitzen durch Hilfsmittel abfedern
- Geeignete Verschlussmethode wählen (Klebung, Heftung, Selbstklebestreifen) und dokumentieren; Haftfestigkeit und Kantenabschluss prüfen
Ergonomie und Arbeitssicherheit bei der Handeinlegung
Eine ergonomisch optimierte Handeinlegung reduziert Ermüdung, sichert konstante Taktzeiten und minimiert Fehlgriffe. Zentral sind kurze Greifwege, definierte Ablegepunkte, geeignete Arbeitshöhen, rutschfeste Unterlagen und ausreichend Beleuchtung. Persönliche Schutzausrüstung, ESD-Maßnahmen für elektronische Baugruppen und klare Hygienekonzepte bei Lebensmittel- oder Pharmaprodukten ergänzen die Anforderungen.
ESD, Hygiene und Sauberkeit
Bei empfindlicher Elektronik kommen ESD-Matten, Erdungsbänder und leitfähige Unterlagen zum Einsatz. In hygienekritischen Umgebungen gelten gereinigte Arbeitsplätze, geeignete Handschuhe und partikelfreie Einlagen als Standard. Saubere Kanten, staubarme Zuschnitte und entgratete Stanzungen unterstützen eine partikelfreie Verpackung.
Konstruktion und Materialwahl in der Wellpappe
Die Konstruktion der Verpackung beeinflusst die Handeinlegung maßgeblich: Wellpappqualitäten (z. B. E-, B- oder EB-Welle) bestimmen Druckstabilität und Kantenschutz, während Zuschnittgeometrien und Inlay-Konturen die Einführkräfte und das Fügegefühl prägen. Passende Gefache, Steckrahmen und Einlagen führen das Produkt, reduzieren Spielraum und erleichtern die wiederholgenaue Lage.
Qualitätssicherung und Prüfmethoden
Zur Absicherung des Prozesses gehören definierte Prüfpläne, Sicht- und Funktionsprüfungen, Schüttel- und Falltests sowie dokumentierte Freigaben. AQL-basierte Stichproben, Rückmeldungen aus Reklamationen und kontinuierliche Verbesserungen (z. B. Anpassung von Lehren oder Inlays) erhöhen Prozesssicherheit, Reproduzierbarkeit und Materialeffizienz.
Wirtschaftlichkeit und Skalierung
Die Handeinlegung ist wirtschaftlich, wenn Variantenvielfalt, häufige Umstellungen und moderate Stückzahlen vorliegen. Mit zunehmendem Volumen können teilautomatisierte Lösungen (Pick-by-Light, integrierte Waagen, Zuführhilfen) oder der Übergang zu Vollautomation sinnvoll werden. Schwellenwerte ergeben sich aus Taktzeit, Investitionsrahmen, Rüstaufwänden und Qualitätsanforderungen.
Zusammenfassung:
- Die Handeinlegung steht für manuelle Arbeitsprozesse in der Fertigung, besonders in der Verpackungsindustrie und speziell bei der Verarbeitung von Wellpappe. Sie verbindet ergonomische Handgriffe, definierte Prüfpunkte und reproduzierbare Abläufe.
- Durch die Handeinlegung können anspruchsvolle Verpackungsdesigns und spezielle Kundenanforderungen erfüllt werden, die sonst durch maschinelle Verarbeitung nicht möglich wären. Variable Inlays, Gefache und passgenaue Zuschnitte unterstützen die lagegerechte Positionierung.
- Unternehmen, die sich für Verpackungen aus Wellpappe entscheiden, profitieren von der Flexibilität und Präzision der Handeinlegung, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre Produkte zu liefern. Sie eignet sich für Serienanläufe, Kleinserien und variantenreiche Sets.
- Sie eignet sich besonders für fragile, variantenreiche oder kleinvolumige Serien, bei denen Anpassungsfähigkeit und materialschonende Handhabung im Vordergrund stehen. Empfindliche Oberflächen und komplexe Setbildungen lassen sich kontrolliert einlegen.
- Standardisierte Arbeitsanweisungen, geeignete Hilfsmittel und konsequente Qualitätsprüfungen erhöhen Prozesssicherheit, Reproduzierbarkeit und Effizienz. Ergänzende Assistenzsysteme unterstützen Durchsatz und Dokumentation.
Veröffentlicht am 08.06.2024
Letzte Überarbeitung am 25.09.2025 um 17:29 Uhr von Manuel Hofacker