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Lückenlose Rückverfolgbarkeit
Die Produktion, der Versand und der Verkauf von Produkten aus Wellpappe sind komplexe Prozesse mit vielen Stationen: vom Rohpapier über Wellenbildung, Kaschierung, Druck, Zuschnitt und Konfektionierung bis hin zur Kommissionierung und Auslieferung. Hierbei spielt die lückenlose Rückverfolgbarkeit eine zentrale Rolle. Sie sichert Qualitätsstandards über alle Stufen der Wertschöpfung, ermöglicht schnelle Ursachenanalysen bei Abweichungen, optimiert logistische Abläufe und erfüllt regulatorische sowie dokumentarische Anforderungen entlang der gesamten Lieferkette. Darüber hinaus unterstützt sie eine konsistente Prozessführung, erhöht die Datenverfügbarkeit für Auswertungen und macht die Produktgenealogie – also die eindeutige Zuordnung von Vorprodukten, Prozessparametern und Ergebnissen – transparent und belastbar.
Definition: Was versteht man unter lückenloser Rückverfolgbarkeit?
Als lückenlose Rückverfolgbarkeit bezeichnet man die Möglichkeit, den Weg eines Produkts oder einer produzierten Wellpappe vom Herstellungsprozess bis zum Endkunden vollständig nachvollziehen zu können. Erfasst und gespeichert werden alle relevanten Datenpunkte, etwa Produktionsdatum und -ort, verwendete Materialien, Prozessparameter, Prüfergebnisse und beteiligte Parteien. Diese Informationen werden so strukturiert, dass jeder Übergabe- und Verarbeitungszeitpunkt eindeutig einem Objekt (z. B. Rohpapierrolle, Bogen, Zuschnitt, Verpackungseinheit) zugeordnet werden kann. In diesem Sinne umfasst Rückverfolgbarkeit sowohl die lückenlose Dokumentation von Transformationsschritten (Material wird zu Halbfabrikat, Halbfabrikat zur Verpackung) als auch die Transparenz über Transport- und Lagerereignisse.
In der Praxis umfasst dies eine eindeutige Identifikation (z. B. über Etikett, Barcode oder RFID), eine durchgängige Ereigniskette (Wareneingang, Verarbeitungsstart, Prozessschritt, Qualitätsprüfung, Warenausgang) und eine revisionssichere Speicherung. Unterschieden wird zwischen der Rückverfolgung innerhalb eines Werks (intraplant), zwischen Standorten (interplant) und über Unternehmensgrenzen hinweg (Supply-Chain-Perspektive). Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass in der Wellpappe-Fertigung häufig viele-zu-viele-Beziehungen vorliegen (mehrere Rohpapiere und Leime beeinflussen mehrere Aufträge), was eine saubere, zeitlich aufgelöste Erfassung von Rüstwechseln und Parameteränderungen erforderlich macht.
Vorwärts- und Rückwärtsrückverfolgbarkeit
Vorwärtsrückverfolgbarkeit ermöglicht es, von einer Quelle (z. B. Materialcharge) zu allen daraus entstandenen Produkten zu gelangen. Rückwärtsrückverfolgbarkeit führt von einem Endprodukt zu allen verwendeten Vorprodukten und Prozessschritten. Beide Richtungen sind notwendig, um Rückrufumfänge präzise zu begrenzen, Ursachen einzugrenzen und Nachweise gegenüber Kunden und Behörden zu erbringen. Ergänzend wird häufig die laterale Rückverfolgung betrachtet, etwa um parallele Aufträge mit identischen Werkzeugen oder identischen Einstellungen zu identifizieren, die potenziell in gleicher Weise betroffen sein könnten.
Die Bedeutung der lückenlosen Rückverfolgbarkeit in der Wellpappe-Industrie
Die Bedeutung der lückenlosen Rückverfolgbarkeit in der Wellpappe-Industrie ist nicht zu unterschätzen. Sie unterstützt Betriebe bei der Qualitätssicherung (z. B. Nachweis von Grammatur, Feuchte, Klebfestigkeit, Wellenprofil), erleichtert die Einhaltung definierter Prozessfenster (Temperatur, Geschwindigkeit, Leimauftrag) und macht Abweichungen schnell sichtbar. Logistische Prozesse profitieren von klarer Identifikation und automatisierten Buchungen, was Bestandsgenauigkeit und Liefertermintreue verbessert. Zudem schafft die Dokumentation Transparenz gegenüber Kunden und Aufsichtsstellen, insbesondere bei Reklamationen, Audits oder notwendigen Korrekturmaßnahmen. In Summe verbessert eine robuste Traceability die Reaktionsgeschwindigkeit, senkt Fehlerkosten und unterstützt kontinuierliche Verbesserungsprozesse.
Im Kontext von Lieferketten werden darüber hinaus Verantwortlichkeiten und Übergabepunkte eindeutig dokumentiert. Dadurch lassen sich Risiken in der Beschaffung, der Weiterverarbeitung und im Transport minimieren und die Nachweise über Materialherkunft und Prozesskonformität verlässlich führen. Für sensible Anwendungen – etwa Lebensmittelkontaktverpackungen – trägt Rückverfolgbarkeit dazu bei, Anforderungen an Hygiene, Materialkonformität und Risikoanalysen strukturiert zu belegen.
Wellpappe-spezifische Schwerpunkte
Branchenspezifisch relevant sind die Verknüpfung zwischen Rohpapierchargen und erzeugten Wellenkombinationen, die Nachverfolgung von Rüstwechseln, das Handling von Restrollen und Verschnitt sowie die eindeutige Zuordnung von Druckplatten, Stanzwerkzeugen und Klebeeinstellungen. Ebenso wichtig sind Prüf- und Freigabepunkte wie BCT-/ECT-Tests, visuelle Kontrollen und Feuchteprüfungen, die jeweils mit Zeitstempel und Verantwortlichkeit abgesichert werden. Ergänzend sollten Klebstoffchargen, Trocknungsbedingungen und Klimadaten (z. B. relative Luftfeuchte in der Produktion) erfasst werden, da sie maßgeblich die Stabilität von Wellpappen-Verpackungen beeinflussen.
Methoden zur Gewährleistung lückenloser Rückverfolgbarkeit
Um eine lückenlose Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, kommen verschiedene Methoden und Technologien zum Einsatz. Dazu gehört die Nutzung von 1D- und 2D-Barcodes oder RFID-Tags zur eindeutigen Kennzeichnung von Materialien und Erzeugnissen. Ergänzend werden mobile Datenerfassungsgeräte, stationäre Scanner und Etikettendrucker verwendet, um Identitäten stabil und lesbar über den gesamten Prozess zu führen. Zudem werden Softwarelösungen (z. B. aus den Bereichen Produktion, Lager und Auftragsabwicklung) integriert, die alle relevanten Daten sammeln, in Ereignisketten verknüpfen und für Auswertungen bereitstellen. Sinnvoll sind außerdem Plausibilitätslogiken (z. B. Pflichtscan vor Prozessstart, Sperre bei fehlender Freigabe) und automatische Verknüpfungen bei Materialzusammenführung oder -teilung (Merge/Split).
Wesentliche Bausteine sind dabei eine klare Datenarchitektur (Stammdaten, Chargenobjekte, Ereignisdaten), definierte Prozessschnittstellen (Wareneingang, Fertigung, Qualität, Versand) sowie konsistente Rollen- und Berechtigungskonzepte. Für die Praxis entscheidend sind robuste Etikettenmaterialien, geeignete Druckqualität, ausreichend große Schrift- und Codegrößen und ein fehlerarmes Scanning im Materialfluss. Zusätzlich erhöhen standardisierte Datenträger (z. B. GS1-konforme Codes) die Interoperabilität mit Partnern in der Lieferkette und erleichtern die eindeutige Identifikation von Paletten, Packstücken und Einzelverpackungen.
Bezug zu Chargenbildung und Serienkennzeichnung
Die Granularität der Rückverfolgbarkeit hängt direkt von der gewählten Chargenbildung und einer möglichen Serienkennzeichnung ab. Kleinere Chargen verkleinern im Ereignisfall die betroffenen Mengen, erhöhen jedoch den administrativen Aufwand. Ein ausgewogenes Konzept berücksichtigt Prozessstabilität, Prüfintervalle, Rüstlogik und wirtschaftliche Grenzen. Hilfreich ist es, zu verstehen, wie die gewählte Losgröße die Rückverfolgbarkeit beeinflusst. Ergänzend kann eine Serienebene (z. B. Paletten-ID, Packstück-ID oder Bogen-ID) eingeführt werden, um granulare Nachweise für kritische Aufträge oder Branchenanforderungen bereitzustellen.
Rechtliche und normative Anforderungen
Je nach Einsatzgebiet von Wellpappen-Verpackungen ergeben sich unterschiedliche Nachweispflichten. Für Anwendungen mit Lebensmittelkontakt sind nachvollziehbare Materialherkünfte, Konformitätserklärungen und dokumentierte Freigaben essenziell. Qualitätsmanagementsysteme fordern zudem revisionssichere Aufzeichnungen, Verantwortlichkeitszuordnungen und definierte Aufbewahrungsfristen. In Audits werden häufig Prozesssicherheit, Änderungsverwaltung und die Vollständigkeit von Chargenakten überprüft.
Datenstandards und Identifikationslogik
Bewährt haben sich einheitliche Identifikatoren über alle Stufen hinweg (z. B. eindeutige Formatvorgaben für Rollen-, Bogen-, Paletten- und Verpackungseinheiten). Einheitliche Zeitstempel, maschinenlesbare Codeinhalte und klare Felddefinitionen minimieren Interpretationsspielräume. Wo mehrere Quellen zusammenfließen, sollte die Genealogie mittels eindeutiger Verknüpfungstabellen (Eltern-/Kind-Beziehungen) gepflegt werden, um Transformationsketten konsistent zu halten.
KPIs und Monitoring
- Scan-Quote je Prozessschritt (Vollständigkeit der Ereigniserfassung).
- Datenqualität (Fehlerhafte/fehlende Etiketten, Lesefehler, Dubletten).
- Durchlaufzeit der Chargenrückverfolgung (Zeit bis zur Ursachenlokalisierung).
- Rückrufpräzision (Anteil korrekt eingegrenzter Einheiten).
- Bestandsgenauigkeit und Abweichungsrate bei Inventuren.
Implementierung und Change Management
Für die Einführung empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen: Prozesse modellieren, Identifikatoren festlegen, Scanpunkte definieren, Etiketten testen, Pilotbereich starten, Schulungen durchführen und dann standortweit ausrollen. Parallel sollten Arbeitsanweisungen, Freigabeprozesse und Eskalationsregeln etabliert und durch regelmäßige Audits verifiziert werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Produktion, Qualität, IT und Logistik erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit und reduziert Medienbrüche.
Datenschutz und IT-Sicherheit
Rückverfolgbarkeitsdaten enthalten häufig personenbezogene Metadaten (z. B. Bediener, Prüfer). Daher sind rollenbasierte Zugriffe, Protokollierung von Änderungen, Verschlüsselung in Übertragung und Speicherung sowie klare Lösch- und Aufbewahrungsfristen zu berücksichtigen. Ein ausfallsicheres Backup- und Wiederanlaufkonzept verhindert Datenverlust und stellt die Nachweisfähigkeit auch bei Störungen sicher.
Vor- und Nachteile von lückenloser Rückverfolgbarkeit
- Vorteile: Man kann feststellen, wo und wann ein Produkt erstellt wurde. Bei Qualitätsproblemen können die Ursachen schneller ermittelt werden. Lückenlose Rückverfolgbarkeit erhöht die Effizienz der Logistik und senkt die Gesamtkosten. Darüber hinaus kann es das Vertrauen der Kunden stärken.
- Präzise Eingrenzung von Rückrufen durch exakte Zuordnung der betroffenen Chargen.
- Beschleunigte Reklamationsbearbeitung dank nachvollziehbarer Prozesshistorie und Prüfprotokolle.
- Transparente Audit-Trails erleichtern interne und externe Audits.
- Bessere Planbarkeit durch belastbare Daten über Rüstwechsel, Ausschuss und Nacharbeit.
- Verbesserte Bestandsführung durch automatisierte Buchungen und eindeutige Identitäten im Lagerfluss.
- Nachteile: Die Einführung von Systemen zur lückenlosen Rückverfolgbarkeit kann mit hohen Kosten verbunden sein. Zudem kann es eine Herausforderung sein, alle relevanten Informationen zu sammeln und zu verwalten. In einigen Fällen könnten Datenschutzprobleme entstehen.
- Initialer Implementierungsaufwand für Kennzeichnung, Hardware und Systemintegration.
- Erhöhter Schulungsbedarf sowie organisatorische Anpassungen der Prozessabläufe.
- Abhängigkeit von Datenqualität: Medienbrüche, fehlende Scans oder unleserliche Codes mindern Aussagekraft.
- Regelmäßige Wartung von Etikettier- und Scan-Infrastruktur erforderlich.
- Komplexität bei vielen-zu-vielen-Beziehungen und bei häufigen Rüstwechseln.
Das Streben nach lückenloser Rückverfolgbarkeit ist ein Indikator für das Commitment eines Unternehmens zu Qualität und Kundenzufriedenheit. Trotz einiger Herausforderungen überwiegen die Vorteile in Form von Risikominimierung, Transparenz und effizienteren Abläufen. Nachhaltig wirksam wird ein System dann, wenn Prozesse, Kennzeichnungen und IT-Architektur harmonisiert sind und regelmäßig verbessert werden.
Praxisbeispiel: Durchgängige Chargenverfolgung
Ein typischer Ablauf: Wareneingang erfasst Rohpapierrollen mit eindeutiger ID. Beim Rüsten an der Wellanlage werden Rollen-IDs, Leimcharge und Prozessparameter verknüpft. Die entstehenden Bögen erhalten eine Bogen- oder Paletten-ID. Bei Druck, Stanzung und Klebung werden Werkzeug- und Maschinenparameter, Freigaben sowie Messergebnisse hinterlegt. Im Warenausgang verknüpft die Verpackungseinheit ihre ID mit dem Lieferschein. Bei einer Reklamation führt die Rückwärtsverfolgung von der betroffenen Einheit über alle Prozessschritte bis zu den eingesetzten Materialien und Einstellungen. Die Vorwärtsverfolgung identifiziert weitere potenziell betroffene Einheiten derselben Charge. Ergänzend kann ein Ereignisprotokoll genutzt werden, um Zeiträume mit Parameterabweichungen (z. B. Feuchteschwankungen) zu markieren und eventuelle Risikobereiche gezielt zu prüfen.
Anforderungen an Datenqualität und Prozesse
- Eindeutige Identifikatoren für alle relevanten Objekte (Material, Halbfabrikat, Fertigware).
- Verbindliche Scan- und Buchungspunkte an allen Übergaben.
- Standards für Etikettenlayout, Code-Typ, Druckqualität und Lesbarkeit.
- Revisionssichere Speicherung mit Zeitstempel, Benutzerbezug und Änderungsprotokoll.
- Regelmäßige Plausibilitätsprüfungen, Abgleich von Soll-/Ist-Daten und Monitoring-Reports.
- Definierte Freigabestati (gesperrt, in Prüfung, freigegeben) und klare Verantwortlichkeiten.
- Rückverfolgbarkeitsprüfungen (Mock Recalls) zur Validierung von Geschwindigkeit und Vollständigkeit.
Häufige Fehlerquellen und Prävention
- Unvollständige Scans: Vermeiden durch Pflicht-Scans, Ampel-Logik und Fehlermeldungen.
- Vermischung von Chargen: Verhindern durch klare Kennzeichnung, räumliche Trennung und Freigabestatus.
- Unleserliche Kennzeichen: Gegensteuern mit geeignetem Etikettenmaterial, korrekter Platzierung und Verifizierung.
- Inkonsistente Stammdaten: Reduzieren durch zentrale Pflege, Freigabe-Workflows und regelmäßige Audits.
- Fehlende Rückverknüpfungen bei Merge/Split: Abfangen durch Prozessdesign und automatisierte Zuordnungen.
- Manuelle Übertragungsfehler: Reduzieren durch Scanner, Schnittstellenintegration und Validierungsregeln.
Zusammenfassung:
- Unter lückenloser Rückverfolgbarkeit versteht man die umfassende Dokumentation und Nachvollziehbarkeit aller Prozessschritte in der Produktion und Verteilung von Produkten, wie zum Beispiel Verpackungen aus Wellpappe.
- Dieser Ansatz gewährleistet die Möglichkeit, den kompletten Lebenslauf eines Produkts oder einer Charge zurückzuverfolgen. Im Kontext von Wellpappen-Verpackungen bedeutet dies die Möglichkeit, jede Verpackung zu ihrer Produktionscharge und den verwendeten Materialien zuordnen zu können.
- In Verbindung mit Wellpappen-Verpackungen verbessert lückenlose Rückverfolgbarkeit die Qualitätssicherung, ermöglicht eine effektivere Analyse bei Produktproblemen und sorgt für Transparenz gegenüber Kunden und Zulieferern.
- Technisch wird dies durch eindeutige Kennzeichnung, definierte Scanpunkte, strukturierte Ereignisdaten und revisionssichere Speicherung erreicht.
- Nutzen entstehen in Form von schneller Ursachenanalyse, begrenzten Rückrufumfängen, verlässlichen Audits und effizienteren logistischen Abläufen.
- Herausforderungen liegen vor allem in Implementierungsaufwand, Datenqualität, Prozessdisziplin und dem kontinuierlichen Betrieb der Erfassungs- und IT-Systeme.
- Zusätzliche Wirkung entfaltet Rückverfolgbarkeit durch standardisierte Identifikatoren, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige Wirksamkeitsprüfungen im laufenden Betrieb.
Veröffentlicht am 17.06.2025
Letzte Überarbeitung am 17.10.2025 um 13:38 Uhr von Sebastian Würth