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Oberflächenbeschichtung
Die Welt der Verpackungsmaterialien ist vielfältig und zugleich komplex, und ein Aspekt, der häufig unterschätzt wird, ist die Oberflächenbehandlung. In Bezug auf Wellpappe spielt sie eine zentrale Rolle, um Gebrauchseigenschaften gezielt zu steuern: von Feuchte- und Fettbarrieren über mechanische Robustheit bis hin zu optischer Anmutung und Bedruckbarkeit. Eine geeignete Oberflächenbeschichtung kann die Leistungsfähigkeit von Kartonagen stabilisieren, Prozesse in der Weiterverarbeitung absichern und die Funktionalität im Einsatzfall erweitern. Darüber hinaus lassen sich mit passend abgestimmten Schichten Reibungsverhalten, Kratzempfindlichkeit und Reinigungsfähigkeit beeinflussen, was insbesondere in automatisierten Logistik- und Verpackungslinien die Prozesssicherheit erhöht. Auch klimatische Beanspruchungen wie Kondensation, UV-Einwirkung oder Temperaturwechsel lassen sich durch geeignete Systeme gezielt adressieren.
Definition: Was versteht man unter Oberflächenbeschichtung?
Unter Oberflächenbeschichtung versteht man im Allgemeinen das Aufbringen einer funktionalen Schicht auf die Oberfläche eines anderen Materials. Bei Wellpappe erfolgen solche Schichten unter anderem als wasserbasierte Dispersion, Lack, Extrusionsschicht oder Hotmelt, um die strukturelle Integrität zu unterstützen, die Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit, Fetten oder Abrieb zu erhöhen oder das Druckbild zu optimieren. Technisch betrachtet werden Parameter wie Auftragsgewicht (g/m²), Schichtdicke, Viskosität, Benetzung, Oberflächenenergie, Kontaktwinkel, Haftung am Faserstoff sowie Trocknung beziehungsweise Aushärtung so abgestimmt, dass das Substrat seine definierten Eigenschaften reproduzierbar erreicht. Ebenso wichtig sind Blockfestigkeit, Kratz- und Abriebresistenz, Antistatikverhalten und die Verträglichkeit mit gängigen Druck- und Weiterverarbeitungsprozessen (Rillen, Stanzen, Kleben).
Funktionsprinzip und typische Zielgrößen
Beschichtungen wirken entweder als Barriere (gegen Wasser, Wasserdampf, Öl/Fett, Sauerstoff), als Schutzschicht (Kratzer, Abrieb), als Funktionsschicht (Antistatik, Rutschhemmung, Heißsiegelfähigkeit) oder als optische/haptische Veredelung (matt, glänzend, seidenmatt, Soft-Touch). Je nach Anforderung wird vollflächig oder partiell gearbeitet, inline im Wellpappenprozess oder offline auf Beschichtungsanlagen. Zielgrößen sind eine gleichmäßige Schichtbildung ohne Pinholes, definierte Oberflächenenergie für gute Bedruckbarkeit, eine stabile Haftung ohne Delamination sowie eine für die Anwendung angemessene Blockfestigkeit und definierte Reibungskoeffizienten (statisch/dynamisch). Ergänzend werden Geruchs- und Geschmacksneutralität, farbliche Konsistenz, Alterungsbeständigkeit und Klimaresistenz betrachtet.
Anwendungsbereiche der Oberflächenbeschichtung auf Wellpappe
Die Oberflächenbeschichtung von Wellpappe findet Anwendung in zahlreichen Einsatzszenarien. Besonders relevant ist sie bei Lebensmittelkontakt, da sich mit geeigneten Barrieren die Migration reduzieren, Feuchte- und Fettbeständigkeit erhöhen und die Produktsicherheit unterstützen lässt. Spezielle Dispersionsschichten können Sauerstoff- und Wasserdampfdurchgang mindern und so die Haltbarkeit bestimmter Inhalte positiv beeinflussen. Im E‑Commerce werden Beschichtungen genutzt, um Transportbeanspruchungen besser zu absorbieren, die Außenfläche zu schützen und zugleich ein sauberes Erscheinungsbild für den Warenausgang zu sichern. Auch in Technikbranchen kommen Funktionen wie Antistatik, Rutschhemmung oder Kratzschutz hinzu. Darüber hinaus kann die Oberfläche hinsichtlich Schmutzabweisung, Reinigungsfreundlichkeit und Feuchteaufnahme optimiert werden, was bei wechselnden Lager- und Transportbedingungen von Vorteil ist.
Lebensmittel- und Konsumgüteranwendungen
- Feuchte- und Fettbarriere für trockene oder leicht fetthaltige Füllgüter.
- Verbesserte Bedruckbarkeit und Farbstabilität für aufmerksamkeitsstarke Außenseiten.
- Optische Veredelungen (matt, glänzend) zur Differenzierung im Regal oder beim Unboxing.
- Reduzierte Geruchsaufnahme und verbesserte Geschmacksneutralität bei sensiblen Inhalten.
- Heißsiegelfähige oder wiederverschließbare Zonen für funktionale Verpackungsöffnungen.
Technische und logistische Anwendungen
- Antistatik und Staubabweisung für Elektronikkomponenten.
- Rutschhemmung zur besseren Palettenstabilität und sicheren Handhabung.
- Abrieb- und Kratzschutz bei Mehrfachnutzung von Kartonagen im internen Warenfluss.
- Kontrollierter Gleitreibwert für automatisierte Fördertechnik und stabile Stapelung.
- Verbesserte Kanten- und Flächenschutzwirkung bei rauen Transportbedingungen.
Arten von Oberflächenbeschichtungen für Wellpappe
Es gibt verschiedene Arten von Beschichtungen, die auf Wellpappe aufgebracht werden können, und jede bringt spezifische Eigenschaften mit. Wasserbasierte Beschichtungen sind emissionsarm und anwendungsfreundlich, lassen sich gut recyceln und sind vielfach für Fett- beziehungsweise Feuchteschutz ausgelegt. Lackbasierte Beschichtungen (z. B. Acryl- oder Polyurethanlacke, optional UV- oder EB-härtend) bieten hohen Schutz gegen Feuchtigkeit, Abrieb und Chemikalien sowie definierte Glanz- oder Mattgrade. Pulverbasierte Beschichtungen werden aufgrund ihrer hohen Beständigkeit gegen physikalische und chemische Einflüsse eingesetzt, sind im Bereich faserbasierter Substrate jedoch spezieller. Ergänzend kommen Extrusions- und Hotmelt-Beschichtungen (z. B. Polymer- oder Wachsbarrieren), Silikonierungen (Antihaft, Release) sowie Primer für verbesserte Haftung und Druckannahme zum Einsatz. Unabhängig vom Typ zielt die Schicht darauf ab, die Funktion der Wellpappe zu verbessern und ihre Anwendungsvielfalt zu erweitern. In der Praxis werden häufig hybride Systeme kombiniert, um beispielsweise eine gute Druckannahme mit einer gezielten Barrierefunktion und anforderungsgerechter Haptik zu verbinden.
Beschichtungsverfahren in der Praxis
- Streich- und Rakelverfahren für gleichmäßige, dünne Schichten und definierte Auftragsgewichte.
- Walzen-, Slot-Die- oder Curtain-Coating für präzise, reproduzierbare Auftragung bei höheren Geschwindigkeiten.
- Sprühauftrag für partielle Flächen und spezielle Zonenbeschichtung.
- Extrusionsbeschichtung für robuste Polymerbarrieren (z. B. gegen Feuchte oder Fett).
- Inline- versus Offline-Beschichtung: je nach Prozessintegration, Platzbedarf und Flexibilität.
- Flexo-Coating und Meyer-Rakel für industrielle Linien mit variablen Auftragsmengen.
- Partielle Maskierung oder digitale Applikation für funktionsspezifische Flächensegmente.
Trocknung und Aushärtung
Wasserbasierte Systeme benötigen effiziente Trocknung (Konvektion, Infrarot), Lacke je nach Chemie thermische oder UV-/EB-Aushärtung. Wesentlich sind stabile Prozessfenster hinsichtlich Temperatur, Luftführung und Verweilzeit, um Defekte wie Blasenbildung, Orangenhaut oder unvollständige Vernetzung zu vermeiden. Darüber hinaus beeinflussen Substratrestfeuchte, Klimabedingungen (Temperatur/relative Feuchte) und die Gleichmäßigkeit des Auftrags das Endergebnis. Eine kontinuierliche Überwachung von Abzugsgeschwindigkeit, Abluftführung und Ablagerungsneigung unterstützt eine konstante Qualität.
Vor- und Nachteile von Oberflächenbeschichtungen
Oberflächenbeschichtungen für Wellpappe besitzen sowohl Vorteile als auch Nachteile. Einer der Hauptvorteile ist die gezielte Steigerung der Funktionalität: Feuchtigkeits- und Fettbeständigkeit, optimierte Bedruckbarkeit, geglättete Oberflächen sowie definierte mechanische Eigenschaften. Zudem kann eine stabile Schutzschicht die Lebensdauer der Kartonage im Einsatz erhöhen und Wiederverwendung unterstützen. Auf der anderen Seite können bestimmte Schichtsysteme die Recyclingfähigkeit beeinträchtigen oder zusätzliche Substanzen einbringen, deren Eignung für den vorgesehenen Kontakt (z. B. mit Lebensmitteln) geprüft werden muss. Ebenso erhöhen zusätzliche Prozessschritte das Auftragsgewicht, die Kosten und gegebenenfalls die Komplexität in der Weiterverarbeitung. Zusätzlich sind Einflüsse auf Rill- und Faltverhalten sowie auf Verklebungsprozesse zu beachten, um Produktionsstörungen zu vermeiden.
Vorteile
- Gezielte Barrierefunktionen (Wasser, Wasserdampf, Öl/Fett, Gase).
- Verbesserte Druckqualität und kontrollierte Oberflächenenergie.
- Mechanischer Schutz gegen Abrieb, Kratzer, Verschmutzung.
- Haptik und Optik individuell anpassbar (matt, glänzend, Soft-Touch).
- Bedarfsgerechte Gleitreibwerte für Handling, Palettierung und Fördertechnik.
- Stabile Performance bei wechselnden Klima- und Transportbedingungen.
Nachteile
- Potenzielle Einschränkungen bei der Faserstoffrückgewinnung je nach System.
- Zusätzliche Kosten, Energiebedarf und mögliche Komplexität im Prozess.
- Erforderliche Konformitäts- und Migrationsprüfungen bei Lebensmittelkontakt.
- Einfluss auf Rillbarkeit, Faltverhalten und Klebprozesse möglich.
- Risiko von Verblockung/Blocking oder Schlierenbildung bei ungünstigen Parametern.
Qualitätskriterien und Prüfmethoden
Die Bewertung von beschichteten Kartonagen erfolgt über definierte Kennwerte und Laborprüfungen. Relevante Parameter sind unter anderem Benetzbarkeit (Oberflächenenergie), Haftfestigkeit (Cross-Cut, Peel), Feuchtebeständigkeit (Cobb nach DIN/ISO), Fettresistenz (z. B. KIT-Test), Gleitreibwert (COF), Abriebfestigkeit (Rub-/Crocking-Tests), Barrierewerte (WVTR/OTR) sowie Stabilität bei Klimawechsel. In der Praxis werden diese Ergebnisse mit mechanischen Kennwerten der Packmittelkonstruktion (z. B. ECT/BCT) und produktseitigen Anforderungen abgeglichen. Für weiterführende Hintergründe sind Erläuterungen zu praxisrelevanten Abmessungen hilfreich, um Schichtdesign, Materialgüte und Packmaß sauber aufeinander abzustimmen. Ergänzend werden Restfeuchte, Glanzgrad, Farbmetriken und Trocknungsgrad überwacht, um eine konstante Serienqualität zu sichern.
- Feuchte- und Fettresistenz: Cobb- und KIT-Werte passend zur Anwendung.
- Oberflächenenergie und Druckannahme: kontrollierte Benetzung für Offset-, Flexo- oder Digitaldruck.
- Mechanik und Haftung: keine Delamination, ausreichende Kratz- und Abriebfestigkeit.
- Barriereprüfungen: definierte WVTR-/OTR-Zielwerte bei sensiblen Inhalten.
- Geruchs- und sensorische Prüfungen zur Absicherung empfindlicher Füllgüter.
- Klimaprüfungen (Temperatur/Feuchte-Zyklen) zur Bewertung der Langzeitstabilität.
- Recycling- und Repulpierbarkeitsprüfungen zur Beurteilung der Kreislauffähigkeit.
Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit
Aus umweltbezogener Sicht sind wasserbasierte, repulpierbare Systeme vorteilhaft, sofern sie sich im Papierrecycling ohne Störung separieren lassen. Polymer- oder wachsartige Schichten können die Faserstoffrückgewinnung erschweren und sollten sorgfältig bewertet werden. Zunehmend kommen PFAS-freie Fettbarrieren, biobasierte Bindemittel und lösungsmittelfreie Systeme zum Einsatz. Entscheidend ist die Kombination aus Funktion, Materialverträglichkeit und Entsorgungsweg, damit sowohl Produkt- als auch Kreislaufanforderungen erfüllt werden. Neben der Rezeptur beeinflussen Auftragsgewicht, Schichtdicke und die Struktur des Verbundes die Recyclingfähigkeit, weshalb eine ganzheitliche Betrachtung über den Lebenszyklus benötigt wird.
- Bevorzugt repulpierbare, wasserbasierte Barrieren bei Standardanwendungen.
- Materialkompatibilität und Monomaterial-Ansätze unterstützen Verwertungspfade.
- Dokumentation von Konformitäten (z. B. Lebensmittelkontakt) und Stoffbilanz.
- Frühe Einbindung von Recyclinganforderungen in die Spezifikation reduziert Anpassungsbedarf.
Häufige Fehlerbilder und Troubleshooting
Typische Abweichungen entstehen durch unpassende Viskosität, unzureichende Trocknung, schwankende Substratqualität oder fehlerhafte Linienparameter. Frühzeitige Prozesskontrolle verhindert Reklamationen und verarbeitet stabile Qualitätsfenster. Eine systematische Ursachenanalyse (Rohstoff, Prozess, Umgebung) beschleunigt die Behebung und sorgt für robuste Produktionsbedingungen.
- Blasen, Pinholes, Orangenhaut: Trocknung und Auftragsparameter anpassen.
- Delamination: Haftung durch geeignete Primer oder Oberflächenvorbehandlung sichern.
- Welligkeit/Curling: Feuchteeintrag und Trocknungsprofil ausbalancieren.
- Unsaubere Druckbilder: Oberflächenenergie und Vorbehandlung prüfen, geeignete Primer einsetzen.
- Schaumbildung: Entschäumer dosieren, Schergeschwindigkeit und Rührstrategie optimieren.
- Verblockung/Blocking: Kühlung, Stapelbedingungen und Zwischenlagenmanagement prüfen.
Begriffsabgrenzung und verwandte Verfahren
Oberflächenbeschichtung ist von Kaschierung und Imprägnierung abzugrenzen: Bei der Kaschierung werden zusätzliche Bahnen oder Folien mit dem Substrat verbunden, während Imprägnierungen tief in den Faserverbund eindringen, um diesen durchtränkt zu modifizieren. Lackierungen stellen eine spezielle Form der Beschichtung dar, bei der optische und schützende Effekte kombiniert werden. Die Auswahl zwischen diesen Verfahren richtet sich nach Zielmerkmalen, Verarbeitungsweg, Recyclingfähigkeit und wirtschaftlichen Kriterien.
Auslegung, Spezifikation und Prozesskontrolle
Eine belastbare Spezifikation definiert Zielwerte und Toleranzen für Auftragsgewicht, Schichtdicke, Oberflächenenergie, Haftung, COF, Barrierekennwerte und optische Merkmale. Prozessseitig sind Rohstoffchargen, Temperaturführung, Liniengeschwindigkeit, Trocknerleistung sowie Qualitätssicherungsintervalle festzulegen. In der Anwendungspraxis haben sich Stichprobenpläne, In‑Process‑Kontrollen (z. B. Kontaktwinkelmessung, Schichtdickenkontrolle) und Rückstellmuster bewährt, um Chargenkonstanz und Reproduzierbarkeit zu gewährleisten. Bei Änderungen in Rezeptur oder Prozessparametern sollten Freigabeprüfungen erfolgen, damit die geforderte Performance der Verpackung erhalten bleibt.
Zusammenfassung:
- Die Oberflächenveredelung ist eine wichtige Technik für Verpackungen, besonders bei Wellpappe. Sie sorgt für Wasser- und Fettbeständigkeit, was den Schutz der verpackten Produkte erhöht.
- Mit der Verwendung verschiedener Coating-Verfahren können zusätzlich Eigenschaften wie UV-Beständigkeit, Gleitfähigkeit oder auch Bedruckbarkeit gezielt verbessert werden.
- Durch eine gezielte Beschichtung können zudem die visuellen Aspekte der Verpackungen, etwa Glanz oder Haptik, beeinflusst werden, was zur Verkaufsförderung beiträgt.
- Bei der Auswahl der Schicht sind Einsatzszenario, Druckverfahren, Recyclingfähigkeit und regulatorische Anforderungen gemeinsam zu betrachten.
- Qualitätskriterien wie Cobb-, KIT-, COF- und Barrierewerte stellen sicher, dass die geforderten Funktionen im Alltag zuverlässig erreicht werden.
- Wasserbasierte, repulpierbare Systeme gelten als materialkreislauffreundliche Option, während komplexe Verbunde eine genauere Bewertung benötigen.
- Eine klare Spezifikation, stabile Prozessfenster und konsequente Prüfpläne sind entscheidend für reproduzierbare Ergebnisse.
- Die Abstimmung von Schichtdesign, Substratqualität und Weiterverarbeitung sichert Funktionalität, Optik und Lebensdauer der Verpackung im Einsatz.
Veröffentlicht am 22.05.2025
Letzte Überarbeitung am 06.10.2025 um 14:17 Uhr von Julia Kopp